Rezension

Familie ist ein Geschenk zur Geburt und zugleich Fluch– nicht beeinflussbar

Bevor es geschah -

Bevor es geschah
von Céline Spierer

Ein Barbecue an der Ostküste der USA. Die Witwe der Familie Haynes kommt mit ihren 4 Kindern zusammen sowie deren Partner und ihre Enkelkinder. Wir kommen dazu und erlebe ein Drama, dass sich niemand wünscht. Ein kleiner Junge der Familie folgt einer Libelle und ist so vertieft, dass er in den Pool fällt, kann aber leider nicht schwimmen.

Das Idyll ist auf der Stelle gebrochen. In Rückblenden und Beleuchtungen der verschiedenen Familienmitglieder wird nach und nach der schöne beneidenswerte Lack abgekratzt und es kommen unbehagliche Geheimnisse und Vergangenes an die Oberfläche.

Wahnsinnig gut erzählt von der Schweizerin Céline Spierer, die schon sehr lange in New York lebt, aber auf Französisch schreibt. „Bevor es geschah“ ist bereits ihr zweiter Roman, aber der Erste, der ins Deutsche übertragen worden ist. Übersetzt von Sina de Malafosse.

Extrem gut schafft es Céline Spierer die vermeintlich perfekte Familie zu entblößen. Knapp 250 Seiten, die einen einsaugen und erst wieder loslassen, wenn das Ende nahte und die vielen Lügen, Verletzungen und Traumata am Licht sind. Die inneren Konflikte und die so grundverschiedenen Charaktere, die hier in einer Familie zusammenfinden, machen diesen Roman aus. Das was hier oberflächlich als schönes Beisammensein zelebriert wird, ist eigentlich ein Aushalten und Ausharren. Kein gewolltes Eintauchen in die Vergangenheit, weil es Geborgenheit bietet. Eher das Gegenteil

Ein gutes Buch, dass mit seiner feinen Sprache und auch ironischen Momenten eine wahre Lesefreude ist. Für alle spannend, die gerne tiefer in familiäre Konstruktionen abtauchen.