Rezension

Für einen Erstling wirklich beachtlich!

Stolen Mortality - Jennifer Benkau

Stolen Mortality
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

 

Für seinen kleinen Bruder würde Jamian Bryonts alles tun, selbst sein Leben opfern. Als der Ernstfall eintritt, zwingt man ihn, etwas ganz Anderes aufzugeben: Seine Sterblichkeit. Und verurteilt ihn damit zu ewiger Verdammnis. Doch das wird bald sein geringstes Problem sein.

 

Die Brüder Jamian und Junias Bryonts sind Kienshi, Vampirjäger und Wächter über die Blutsauger mit übermenschlichen Kräften. Aber ihre besonderen Fähigkeiten haben einen Preis: Sie müssen sich von Lebensenergie anderer ernähren. Nachdem Junias dabei einen Unschuldigen tötet, nimmt Jamian die Schuld auf sich und wird zur Unsterblichkeit verdammt.
Als wäre das nicht schon Strafe genug, taucht wenig später die abtrünnige Vampirin Laine auf, nicht willens, sich den Gesetzen der Kienshi zu unterwerfen. Zu allem Überfluss fühlen sie und Jamian sich sofort zueinander hingezogen, sodass der Wächter sie fliehen lässt, nicht ahnend, dass er sich damit nur noch größeren Ärger einhandelt.

 

Meinung

 

Da ich von der Dystopiendilogie Dark Canopy und Dark Destiny der Autorin so restlos begeistert war, musste ich mir unbedingt ihren Erstling holen, der nachträglich im Sieben Verlag erschien. Und ich bin begeistert, auch wenn Stolen Mortality nicht an ihre späteren Werke heranreicht.
Nichtsdestotrotz haben mich ihre Figuren, vor allem die Brüder Bryonts und Laine sofort für sich eingenommen. Sie alle wirken sehr gut durchdacht und tiefgründig genug, um ihre Verhaltensweisen glaubhaft und realistisch rüberzubringen. Besonders den drei Hauptcharakteren nimmt man ihren inneren Zwiespalt jederzeit ab, gefangen zwischen Pflichterfüllung und ihren Gefühlen, die sie antreiben. Dabei driftet die Handlung nie in unnötigen Kitsch oder die typischen Vampirklischees ab, was sehr angenehm zu lesen ist: Keine überbordende Romantik, sondern eine nachvollziehbare Annäherung aneinander, die nicht zuletzt von lebensnahen Zweifeln geprägt ist.

 

Der Schreibstil erinnert bereits stark an das, was man von Frau Benkau gewohnt ist: Klar und nicht zu ausufernd, aber gleichzeitig sehr anschaulich und von eindringlichen Metaphern und Beschreibungen durchsetzt. Die schottische Landschaft rund um das Dorf Glen Mertha hat der Leser in vielen Szenen praktisch bildhaft vor Augen, als wäre er direkt vor Ort, was Schottlandfans bestimmt gut gefallen wird. Dennoch wird die Handlung dadurch meistens nicht langweilig, was auch an der etwas anderen Präsentation des Vampirthemas und der verbotenen Liebe zwischen Mensch und Untoten liegt.
Allerdings hat das Buch durchaus seine Längen, die es einem schon zu Anfang schwer machen, in das Geschehen hineinzufinden. Manche Details bleiben bis zum Schluss ungeklärt, über die man gerne mehr erfahren hätte, wohingegen einige Wiederholungen völlig überflüssig sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die späteren Romane der Autorin zuerst gelesen habe, doch diese Kleinigkeiten haben mich bei Stolen Mortality mehr gestört als bei vergleichbaren Geschichten.

 

Fazit

 

Jennifer Benkaus Erstlingswerk ist eine neuartige Variation des gängigen Vampirmythos mit sehr düsterer Atmosphäre und realitätsnaher Handlung. Die Figuren wissen durch ihre Vielschichtigkeit und Tiefgründigkeit zu begeistern und den Leser an die Seiten zu fesseln. Wohldosierte Romantik zwischen Vampir und Mensch dürfte auch eingefleischten Fans dieses Genres begeistert.
Trotzdem sorgen einige Längen und die eine oder andere Lücke dafür, dass der Roman in meinen Augen noch nicht an die weiteren Werke der Autorin heranreicht.
Alles in allem ist Stolen Mortality aber ein beachtlicher Erstling, der sich positiv von so manchem gängigen Einheitsbrei abhebt.