Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

emotionales Lesehighlight

Für einen Sommer und immer
von Julie Leuze

Bewertet mit 5 Sternen

Julie Leuze – Für einen Sommer und immer

 

Annika Winter ist eine Perfektionistin, ihr Leben ist durchgeplant, ihre Beziehungen genau getunt und ihre Familie vornehm zurückhaltend. Selbst ihre Freundin Helene erinnert sie immer an die Tugend der Überlegenheit. Auf der Arbeit lässt Annika das Biest heraus hängen und die Arbeit steht über alles.

Bis sie einen Anruf von ihrer Mutter bekommt. Einen Tag nach ihrem zweiunddreißigsten Geburtstag. Ihre Mutter ist sterbenskrank. Und was macht Annika?

Sie flüchtet. In die Dolomiten, drei Wochen Urlaub zur Entspannung mit viel Ruhe.

Doch die Entspannung will sich nicht einstellen, weder ein Fitnessraum noch vernünftige Joggingstrecken stehen zur Verfügung um den Kopf frei zu bekommen.

Also entschließt sie sich, eher unfreiwillig, zum wandern mit dem aufgeweckten, gutaussehenden aber auch ein wenig überheblichen Bergführer Samuel, der es langsam schafft die eiskalte, überhebliche Zicke aufzutauen und Annika kommt nicht nur der Schönheit der Natur sondern auch ihrem Herzen ein gewaltiges Stück näher.

 

Der Roman ist flüssig, locker, humorvoll, aber auch traurig, emotional und vor allem fesselnd geschrieben und hat mich von Anfang an gefangen genommen. Eigentlich wollte ich nur kurz rein lesen, doch ich konnte das Buch nicht zur Seite legen, weil es mich so in seinen Bann gezogen hat. Die Stimmung des Buches ist eher gedrückt, durch die Krankheit von Annikas Mutter, Annikas Unzufriedenheit und Traurigkeit, aber auch hoffnungsvoll, humorvoll und streckenweise sehr emotional.

 

Ich konnte mich sehr gut in die Gefühlswelt von Annika rein versetzen, da das Buch aus ihrer Sicht geschrieben ist. Immer wieder gibt es kleine Abschnitte in ihre Vergangenheit, um zu erkennen, warum sie so geworden ist, wie sie ist. Erst wird sie von ihren Eltern zu Höchstleistungen gedrillt, später will sie selbst einfach nur perfekt sein, um ihren Eltern zu genügen. Nicht verwunderlich, dass sie in Helene eine Freundin gefunden hat, die aus Annika eine noch bessere, eine noch hübschere, aber noch kältere Version wie sie selbst macht. Annika war mir sehr sympathisch, ihr Charakter ist gut ausgearbeitet und ihre Entwicklung im Verlaufe des Buches ist großartig, mir gefällt aber auch, dass trotzdem immer wieder ihre alten „Macken“ durchkommen.

Samuel mochte ich von Anfang an, seine „Vorliebe“ für seine auffälligen Klamotten machte ihn ebenso sympathisch wie seine Liebe und Leidenschaft für die Berge, man kann als Leser richtig fühlen, wie er in den Bergen aufgeht, wie begeistert er ist. Auch sein Charakter ist sehr gut ausgearbeitet und er hat mich wirklich tief berührt.

Annikas Mutter, die schwer krank ist, wurde mir auch immer sympathischer, denn die hartherzige Frau, hat eine tolle Botschaft für Annika: Manchmal ist Schwäche zu zeigen, auch eine Stärke.

Alle weiteren Charaktere, wie Maria oder Sven waren mir ebenfalls sympathisch, gut ausgearbeitet und haben die Geschichte gut abgerundet. Wirklich unsympathische Charaktere, außer vielleicht Helene, gab es nicht wirklich.

Alle Charaktere sind detailreich beschrieben, glaubhaft dargestellt und es machte mir beim Lesen Spaß, mit ihnen Zeit in ihrer Welt zu verbringen.

Die Örtlichkeiten und das Geschehen rundherum sind gut und detailreich beschrieben, was mich noch besser in die Geschichte hinein finden ließ.

 

Aber ich muss auch ein bisschen Kritik üben, anfänglich war ich etwas irritiert über Annikas Gedanken in Klammersetzung, was mich minimal im Lesefluss gestört hat. Aber das ist wirklich nur eine Kleinigkeit und da ich das Buch in nur 6 Stunden durch hatte, spricht der gelungene und flüssige Schreibstil eindeutig für sich.

 

Dieses Buch hat mich berührt, war mitreißend, und bereitete mir Freude aber auch Traurigkeit beim Lesen. Taschentücher sollte man auch bereit halten.

Da ich noch keines der Bücher der Autorin kenne, werde ich das in Zukunft ändern, denn der Schreibstil und die Story hat mir sehr gut gefallen.

 

Das Cover ist eher schlicht, mit dezenten türkis und weiß gestaltet. Die Farben geben dem Cover einen besonderen Charme mit sommerliche Note. Das Cover auf den Pusteblumen spiegelt sich in den Absätzen wieder, was ich ganz gelungen finde.

 

Fazit: Eine schöne, emotionale Liebesgeschichte mit den großen und kleinen Tücken des Lebens. Für mich ein absolutes Highlight.

 

Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 5 Sterne.