Rezension

Konnte mich nicht überzeugen

Die Obsession - Wenn eine Begegnung zum Verhängnis wird - Nuray Çesme

Die Obsession - Wenn eine Begegnung zum Verhängnis wird
von Nuray Çesme

Bewertet mit 2 Sternen

„Die Obsession – Wenn eine Begegnung zum Verhängnis wird“ ist das zweite Buch von Nuray Çeşme. Vorher erschien von ihr „Der Wille versetzt Berge – Aus dem Leben einer türkischen Gastarbeiterfamilie“.

In dem vorliegenden Buch, der als Psychothriller benannt wird, geht es um Amelia, eine 36jährige, attraktive, temperamentvolle Italienerin. Sie lernt, nachdem sie schon viele kurze Beziehungen hatte, auf einem Onlineportal den Frauenhelden Marlon kennen und lieben. Der junge Mann zeigt sich von seiner besten Seite, verbringt viel Zeit mit Amelia. Doch das ist nur von kurzer Dauer, denn urplötzlich bricht er den Kontakt mit ihr ab. Von da an beginnt sie ihn zu verfolgen, beobachtet ihn mit einer zwanghaften Intensität. Sie verstrickt sich dabei immer mehr in Widersprüche, verliert dabei fast ihre Identität...

Mich hatten die Thematik, das geheimnisvolle Cover im Vorfeld angesprochen und ich wollte mich sehr gern auf diesen Psychothriller einlassen. Aber ich muss leider sagen, dass der Aufbau und der Handlungsverlauf der Geschichte mich nicht überzeugten. Die Art und Weise der Schilderung der Problematik um die Protagonisten und diese selber konnten mich nicht fesseln.
Die Handlungsstrukturen um die Vielzahl an angeschnittenen Themen wie Online-Dating, Ghosting, krankhafte Liebe, Stalking, psychische Störungen, Zwangsverheiratung, konservative Erziehung, problematische Kindheit werden angerissen, aber unvollständig, irgendwie bruchstückartig vorgetragen und nicht konsequent erzählt. Die Autorin spricht wichtige Aspekte (bspw. Schwangerschaft, Abtreibung, das verwandtschaftliche Verhältnis Lukas zu Marlon) an, die dann keinerlei Rolle mehr spielen.
„Die Obsession...“ erfolgte in einer merkwürdig distanzierten, nüchternen, fast pragmatischen Erzählweise aus der Ich-Perspektive, die mich nicht erfaßte. Viele Wortwiederholungen taten ihr Übriges. Mein Lesefluß wurde gehemmt. Es kam mir so vor als hätten zwei Personen an dem Buch geschrieben. Auf der einen Seite fand ich einige Stellen, die mir in ihrer Aussage und in der Ausdruckskraft gefielen.
Bspw. [178] „Der Spiegel hat einen Riss in der Mitte und es schauen mich zwei Frauen an, Amelia und Sofia, Sofia und Amelia. Beide sehen gleich aus, mit dem einen Unterschied, dass die eine schwarzweiß ist, Amelia – zerbrochen, voller Wut und Hass, und daneben, in voller Farbe, in Anmut und Liebe und unendlich schön, Sofia. Zwei Frauen, dieselbe Frau, wie eineiige Zwillinge“.
Andererseits störten mich die Worthäufungen, was beim Lektorat hätte auffallen müssen.
Zum Finale kommt etwas Bewegung ins Geschehen, aber auch da werden in „Hopplahopp-Manier“ wichtige Dinge nicht mit der nötigen Ruhe zu Ende erzählt. Das sah für mich nach einer Fortsetzung aus.
Ich kann das Buch nicht als Psychothriller bezeichnen. Dafür hatte es zu wenig Spannung, es besaß keinen Nervenkitzel, was mich zum unbedingten, ungeduldigen Weiterlesen trieb. Mein Kopfkino kam nicht in Gang.

Die Grundidee für „Obsession“ finde ich gut, aber es bleibt leider zu vieles im Ansatz stecken, wird nicht weiter ausgeführt. Es ist leider nicht das Buch, das in mir Spuren hinterlassen wird.