Rezension

Die Spannung entwickelt sich sehr langsam

Blutblume - Louise Boije af Gennäs

Blutblume
von Louise Boije af Gennäs

Bewertet mit 4 Sternen

Sara geht nach Stockholm, um sich nach schweren Schicksalsschlägen dort ein neues Leben aufzubauen. Sie wurde in ihrer Heimatstadt im letzten Winter überfallen und ihr Vater ist vor ein paar Monaten in ihrem Sommerhaus verbrannt. In den nächsten Monaten fällt ihr viel Gutes in den Schoß. Sie bekommt einen tollen Job, lernt dadurch eine Frau kennen, die zu ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin wird, findet einen Traummann. Doch es passieren immer wieder Dinge, bei denen Sara nicht weiß, ob sie verfolgt wird oder ob sie aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung ihren Verstand verliert…

Louise Boje af Gennäs legt in ihrem Buch „Blutblume“ sehr viel Wert darauf, die Figuren gut und für den Leser glaubhaft aufzubauen. Das braucht Zeit. Dadurch verstreicht fast die Hälfte des Buches, bis es spannend wird. Der Thrilleraspekt wird sehr langsam und leise eingeführt. Hier hätte die Autorin nach meiner Ansicht mit mehr Tempo arbeiten können, damit es schneller spannend wird.

Die merkwürdigen Ereignisse sind jedoch von Anfang an immer wieder Teil der Handlung. Dadurch fragt sich Sara und ich mich als Leserin mit ihr, wer in ihrem Umfeld vertrauenswürdig ist und ob es so jemanden überhaupt gibt. Dazu kommt, dass die Hauptfigur bei mir zwiespältige Gefühle auslöst. Ständig frage ich mich, ob sie unter Wahnvorstellungen leidet oder ob ihr dies alles wirklich passiert. Dazu kommt, dass sie mir zum Teil sehr träge und schwerfällig erscheint. Das resultiert daraus, dass sie sich selber nicht vertraut, sondern ständig an ihrem Verstand zweifelt.

Die zweite Hälfte des Buches ist wesentlich temporeicher und dadurch auch spannender. So hätte das gesamte Buch aufgebaut werden sollen. Das hätte ihm sehr gut getan. Denn die Autorin schreibt sehr gut und schafft es, so viel Interesse in mir aufzubauen, dass ich bei der Stange bleibe. Die erste Hälfte des Buches hätte ich ebenfalls sehr gut bewertet, wenn es in ein anderes Genre gehören würde und nicht als Thriller eingruppiert wäre. Die Autorin verfügt nämlich über einen schönen Schreibstil, der die Erzählung lebendig gestaltet und mich in die Handlung eintauchen lässt.

Sehr gut gefallen hat mir, dass das Buch viele politische Themen aufgreift. Politische Ereignisse, wie es sie in der schwedischen Vergangenheit offensichtlich gegeben hat. Über die Ereignisse, zu denen ich gegoogelt habe, konnte ich auch mit den richtigen Schlagworten etwas finden.

Nun bin ich sehr gespannt, wie die Widerstandstrilogie im zweiten Teil weitergeht.