Rezension

Ein <3 für Amy Harmon

Unendlich wir - Amy Harmon

Unendlich wir
von Amy Harmon

Bewertet mit 5 Sternen

"Unendlich wir" handelt von Bonnie und Clyde, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Bonnie Rae Shelby ist eine gefeierte Popsängerin, die dennoch jeglichen Lebenswillen verloren hat. Finn Clyde hat fünf Jahre im Gefängnis eingesessen, obwohl für seinen Lebensweg als leidenschaftlicher Mathematiker ein anderer Weg vorgesehen war. Nun will Finn in Las Vegas einen Neuanfang wagen. Doch auf der Brücke sieht er eine junge Frau, die sich das Leben nehmen möchte. Finn nimmt sich ihrer an und zusammen erleben sie das Abenteuer ihres Lebens, nichtsahnend, dass sie ihren historischen Vorbildern Bonnie und Clyde bei ihrer Reise durchs Land gefährlich nahe kommen...

Abgesehen von dem Inhalt, war ich selten so begeistert von einem Buch, das wirklich bis in kleinste Detail geplant wirkte. Das fängt bei dem Cover an, das geht weiter bei der umgekippten 8, die für Unendlichkeit steht und auf dem Cover, aber auch innerhalb des Buches als Abschnittsanzeige fungiert. Das alles wirkt so liebevoll, dass man sich auch ohne das englische Original sichern sein kann, dass hier alles bedacht wurde und das gibt dem Leseerlebnis noch das Tüpfelchen auf dem i: ein ganz fettes Kompliment an Egmont Ink, denn bei der Herstellung von "Unendlich wir" wurde großartige Arbeit geleistet.

Nun aber zum Inhalt: Amy Harmon hat es schon wieder geschafft; ich bin hin und weg. Natürlich fällt auf, dass Bonnie und Clyde in ihren Wesenzügen ihren Vorgängern Ambrose und Fern nicht unähnlich sind und dennoch haben wir als Leser eine ganz andere Geschichte, die aber auf demselben unfassbar hohen literarischen Niveau ein Blick auf das Zwischenmenschliche wirft. Bonnie ist schon manchmal nervig, aber das wurde mir nie unangenehm. Sie ist gleichzeitig so verletzlich, mitfühlend und herzlich, dass man sie als Gesamtpaket nur lieb haben kann. Infinity Finn Clyde ist natürlich noch mal eine andere Sache, da er in meinen Augen Ambrose nochmal toppen kann. Er hat zwar den Lebenslauf eines Badboys, aber das ist ganz sicher nicht. Wie seine Persönlichkeit mit der Mathematik verbunden wird, ist einfach nur genial. Seine Weltansicht, die er immer wieder mit mathematischen Phänomenen in Verbindung bringt, um sich so die Welt zu erklären. Finn ist einfach eine Figur, die einem Leser nur mitten ins Herz gehen kann, weil er die Hoffnung, dass auch Männer zu ihrer weichen Seite stehen können, am brennen hält.

Die Liebesgeschichte ist natürlich in rasantem Tempo erzählt, weil diese auch nur etwas über eine Woche zur Entfaltung hat und dennoch kommt es einem nicht übereilt vor. Dafür sind die Gefühle, die beschrieben werden, zu echt und zu intensiv. Man weiß, dass man nun Zeuge einer epischen Liebesgeschichte wird und diese Epik ist von Amy Harmon mit einer unglaublichen Wortgewalt eingefangen worden.

Fazit: "Unendlich wir" kann genauso überzeugen wie das deutsche Debüt von Amy Harmon "Vor uns das Leben". Es ist von den Figuren, dem Plot und vor allem der Sprache her eine wahre Offenbarung für die Leseseele. Man kann keine Schwächen erkennen, weil man merkt, dass alles bis ins kleinste Detail durchdacht ist und man kann ohne Zögern sagen, dass hier alles so erzählt ist, wie es sein muss und dieses Erlebnis kann ich nur jedem Leser ans Herz legen. Greift zu bei "Unendlich wir".