Rezension

Absolutes Überraschungshighlight

Feuerblut - Der Schwur der Jagdlinge -

Feuerblut - Der Schwur der Jagdlinge
von Aisling Fowler

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe das Buch bereits damals in der Vorschau entdeckt, weil mich das gezeichnete Cover richtig angesprochen hat. Ich persönlich bin kein Fan von Menschen auf Coverbildern, aber gezeichnet – gut gezeichnet – finde ich es schon ansprechend. Und dieses Mädchen inmitten von Flammen und umgeben von Waffen auf einem relativ schlichten Hintergrund sieht einfach phänomenal aus!

Allerdings muss ich gestehen, dass ich bei High-Fantasy-Büchern immer etwas vorsichtig bin, da ich grundsätzlich zwar gerne Fantasy lese, mich mit komplett neuen und fremden Fantasywelten aber öfters schwer tue, weshalb ich mir „Feuerblut“ nicht sofort vorbestellt habe.

Zu meinem Glück habe ich das Buch dann plötzlich bei Vorablesen mit einer längeren Leseprobe entdeckt, und was soll ich sagen? Ich war super begeistert von der Leseprobe. Ich war sofort gefesselt und wusste, dass ich das Buch definitiv lesen muss. Super glücklich war ich dann natürlich, als Vorablesen mir ein Rezensionsexemplar zugesendet hat.

Wie gut es mir gefallen hat und warum, erzähle ich euch im Folgenden.

Wow, wow und nochmals wow!

Ich hatte mir nach der Leseprobe schon gedacht, dass mir das Buch gefallen könnte, aber ich habe nicht geahnt, WIE GUT ich es dann letztendlich finden würde.

Wobei gut eigentlich untertrieben ist.

Ich fand es PHÄNOMENAL.

Die Geschichte steigt ziemlich flott ein, denn wir starten direkt mit einer Trainingsstunde der Jagdlinge, bei der wir unsere Protagonistin Zwölf gleich kennenlernen. Ich war zwar überrascht, wie jung Zwölf scheinbar ist, allerdings spielt das im Laufe der Geschichte nicht wirklich eine Rolle und durch ihre Fähigkeiten und Auftreten rückt der Gedanke an ihr Alter auch sehr schnell in den Hintergrund, weshalb mich das überhaupt nicht gestört hat.

In der Trainingsstunde merkt man gleich, wie talentiert, aber auch wie abweisend und temperamentvoll Zwölf ist. Mitschüler meiden und schimpfen über sie, keiner will mit dem brutalen und gemeinen Mädchen trainieren – bis auf das andere Außenseiter-Mädchen Sieben. Sieben ist allerdings überhaupt nicht begabt in der Waffenkunst und auch ansonsten etwas speziell und seltsam. Trotzdem ist sie der einzige Jagdling, der trotz ihrer Art nett zu Zwölf ist.

Innerhalb kürzester Zeit passiert Eines nach dem Anderen: Der Überfall der Loge, der Überlebenskampf, die Entführung von Sieben, der Aufbruch zur Rettung – und das ist gerade einmal der Anfang.

Zum Verlauf der Geschichte will ich im Detail gar nichts mehr sagen, denn ich wurde einfach nur so mitgerissen von der Handlung und das will ich keinem zukünftigen Leser und keiner weiteren Leserin nehmen. Es war einfach nur überaus spannend, absolut actionreich, gruselig und düster, emotional und überraschend und das Ende hatte ein grandioses Finale.

Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen und bin jetzt schon so aufgeregt auf die Fortsetzung, dass ich regelrecht darauf hin fiebere. Ich hoffe Band 2 wird bald angekündigt und übersetzt!

So gut wie alle Charaktere haben mich angesprochen und sind für mich so nachvollziehbar dargestellt, dass ich regelrecht mit gefiebert habe. Bei so ziemlich allen Charakteren, die eine Rolle spielen. Ich möchte euch die wichtigsten gerne kurz vorstellen:

Zwölf ist unsere Protagonistin, der wir durchgehend folgen. Sie ist zwar erst dreizehn, allerdings wirkt sie von Beginn an älter. Nicht unbedingt bezüglich ihres Charakters, sondern durch ihre Denkweise und ihre Handlungsgründe. Sie ist taff und abgehärtet, ehrgeizig und distanziert zu anderen, trotzdem kann man ihre kühle Art von Beginn an nachvollziehen. Unter der harten Schale verbirgt sich eine furchtbare Vergangenheit und verschüttete Gefühle, was man gut an aufkommenden Gedanken, Träumen und Gefühlen gegenüber anderen bemerkt. Sie ist sehr aufbrausend und wird schnell von Wut und Frust überfallen. Zwölf kämpft nicht nur mit sich selbst und ihrer Vergangenheit, sondern auch mit der Frage, was ihr wichtig ist und was für ein Mensch sie eigentlich sein möchte.

Sieben ist ein ungeschicktes und sehr zerstreutes Mädchen, das so alt sein sollte wie Zwölf. Sie ist ebenfalls eine Außenseiterin, aber sie wird eher aufgrund mangelnden Talentes gehänselt im Gegensatz zu Zwölf, vor der die meisten Angst haben. Davon lässt Sieben sich aber weder runterziehen noch hält sie Abstand zu Zwölf. Sie bringt Zwölf ein Lächeln entgegen und hat ihr sogar einen tollen Gefährten geschenkt (den stelle ich euch auch noch vor), weil sie in Zwölf etwas Gutes sieht. Mit ihrer Art schlägt sie eine bestimmte Saite in Zwölf an, die diese schmerzlich an früher erinnert, weshalb sie eigentlich lieber Abstand zu Sieben hält.

Fünf und Sechs sind zwei Jagdlingskameraden, die schon vor Zwölf in der Loge waren und trotz gewaltiger Unterschiede beste Freunde sind. Fünf ist aufbrausend und hasst Zwölf ziemlich wegen ihrer Art, weswegen die beiden sehr oft aneinander geraten. Sechs hingegen ist sehr besonnen, versucht oft zu schlichten und wirkt durch seine ruhige Art etwas älter, allerdings merkt man ihm durchaus an, wie viel ihm an für ihn wichtigen Personen liegt und, dass er für sie kämpfen würde. Er zitiert und lebt das Logenmotto am meisten.

Der Logenwächter alias Hund ist ein magischer Steinwächter, der eigentlich in den steinernen Logenmauern lebt und erst bei Gefahr zur Verteidigung der Loge hervor kommt. Die Jagdlinge glaubten, dass er ein Mythos sei, doch bei dem Überfall der Kobolde sehen sie ihn und er begleitet später auch Zwölf auf der Suche nach Sieben. Ich finde es schön, dass Hund nicht nur ein mächtiges magisches Wesen ist, sondern auch bei ihm auf Gedanken und Tiefe Wert gelegt worden ist.

Winnie ist mein absolutes Highlight in dem Buch. Winnie ist ein Eichhörnchen und der ständige Begleiter von Zwölf, das einzige Wesen, das Zwölf in ihr Herz geschlossen hat und ein Grund mehr, warum Sieben etwas in ihr bewegt. Winnie wurde ihr nämlich ursprünglich von Sieben geschenkt, die das arme Eichhörnchen vor einiger Zeit gefunden hatte und Zwölf schenkte. Sieben meinte, dass Winnie bei Zwölf besser aufgehoben wäre und seitdem sind die beiden unzertrennlich. Winnie ist absolut genial – er ist ein schlaues Köpfchen, liebt Zwölf bedingungslos und spielt eine große Rolle, da er Zwölf auch auf der großen Suche nach Sieben begleitet. Er ist der einzige, der sich auch um Zwölf „kümmert“ und für sie da ist, wenn es ihr schlecht geht, aber sie auch vor Gefahren warnt, wenn er sie bemerkt. Ich hätte auch so gerne ein Eichhörnchen wie Winnie!

Mein Fazit zu den Charakteren:

Ich bin hellauf begeistert von der Charaktervielfalt und wie durchdacht jede Figur ist und sich im Laufe der Geschichte auch weiter entwickelt – von der Protagonistin bis hin zu allen Nebenfiguren. Ich war auf die Geschichte jedes einzelnen gespannt und nach dem Ende hoffe ich auf mehr von allen in der Fortsetzung!

Bücher zu schreiben ist eine Kunst, aber eine komplette Fantasywelt mit allem drum und dran zu kreieren und das auch noch so zu schreiben, dass sich Leser das bildhaft vorstellen können, ist eine weitere Kunst.

Ich finde mich leider oft etwas schwer in fantastische Geschichten hinein, doch bei „Feuerblut“ war ich bereits nach der Leseprobe Feuer und Flamme. Die Autorin beschreibt eine Szene so bildhaft und atmosphärisch, dass ich ohne groß nachzudenken direkt ein Bild vor Augen hatte – was für mich eine Kunst und ein Beweis dafür ist, dass dieses Buch gut ist.

„Die Mondsichel lächelte auf sie herab, während zerklüftete Gipfel, die so steil waren, dass kein Schnee drauf liegen blieb, sich in der Schwärze über ihnen verloren. Die Wildnis hieß sie hungrig willkommen, ihre Schönheit erstrahlte zwischen schroffen Kanten und spitzen Zacken.“
(Zitat S. 78 aus „Feuerblut – Der Schwur der Jagdlinge“)

Der Eindruck hat sich während des ganzen Buches auch nicht verändert. Ich war von Seite eins weg neben Zwölf unterwegs, konnte mir die Loge vorstellen, aber auch sämtliche Orte und Gräuel außerhalb der Mauern. Aisling hat mir mit ihren Beschreibungen nicht nur tolles Kopfkino beschert, sondern auch Gänsehaut und vor allem viel Freude beim Lesen.

Trotz der Bildhaftigkeit und der vielen Details ist der Schreibstil keineswegs überladen oder kompliziert. Es ist angenehm zu lesen und ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen.

Wie oben schon angeschnitten, bin ich ein Fan des Covers. Gezeichnete Cover fand ich schon immer toll und trotz der eigentlichen Schlichtheit passt für mich das Cover ausgezeichnet zum Inhalt.

Die Abbildung der jungen Zwölf umgeben von Waffen – hier finde ich es im Nachhinein nur schade, dass es keine Äxte sind, da Zwölf hauptsächlich mit zwei Äxten kämpft – und Flammen vor einem schlichten Hintergrund und der Abbildung des frostigen Forsts. Auch dass man schemenhaft den Wächter und die anderen Jagdlinge sehen kann, gefällt mir sehr gut.

Es ist schlicht, aber atmosphärisch.

Die Kapitelanfänge werden jeweils von einer kleinen Zeichnung eines Schwertes oder Dolches geziert, die netterweise immer etwas anders aussehen, sodass auch hier eine kleine Abwechslung entsteht.

Wovon ich ja ein großer Fan bin, sind Illustrationen und Karten. In Fantasybüchern ist es für mich nicht nur schönes Zusatzmaterial, sondern auch eine enorme Hilfe für meine Vorstellung, wenn es Landkarten zu den Welten gibt. Die Landkarte von Embra sieht nicht nur ästhetisch aus, sondern hat mir bei der Reise von Zwölf guten Dienst für meine Vorstellungskraft geleistet. Zudem bin ich nun sehr neugierig, wie viele andere Orte wir zukünftig noch kennenlernen werden.

FAZIT
Absolutes Überraschungshighlight – ich bin hellauf begeistert!
Taffe Protagonistin, spannender Einstieg, fast durchweg actionreicher Verlauf, Kämpfe mit Gänsehautpotential, düstere Vergangenheiten und aufregende Geheimnisse.

Ich bin sowas von gespannt auf die Fortsetzung und hoffe, dass diese bald kommen wird.