Rezension

Achtung Fußnoten-Alarm!

Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen - Susan Juby

Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen
von Susan Juby

„Das Leben ist nichts für Feiglinge…“

… denken sich die drei Freunde Dusk, Neil und Normandy zu Beginn des 11. Schuljahrs und starten ein gewagtes Experiment: Einmal jede Woche wird abwechselnd einer von ihnen einem Menschen aus ihrer Schule eine Frage stellen, die bisher keiner auszusprechen wagte, obwohl alle nach der Antwort lechzen. Was die drei Freunde allerdings damit lostreten, hätten sie nie geahnt. Denn auch sie selbst müssen sich ein paar unumstößlichen Wahrheiten stellen.

Soweit der Klappentext. Dieser scheint leider aus zwei Gründen einem ganz besonders schlechten Lektorat in die Hände gefallen zu sein: 1. Er ist voller inhaltlicher Fehler, die ich oben allerdings mal bewusst nicht mit abgeschrieben habe. 2. Er verspricht eine Geschichte, die wir so einfach nicht bekommen werden.

Anders als Titel und Klappentext vermuten lassen, steht in diesem Buch nicht der geplante Selbstversuch der drei Freunde im Vordergrund, der mich persönlich sehr gereizt und zum Lesen dieses Buches bewegt hatte. Vielmehr begleiten wir die junge Normandy dabei, ihren Alltag in einer verrückten Künstler-Familie zu meistern und damit umzugehen, dass ihre Schwester eine berühmte Autorin von Graphic Novels ist, in denen sie ihre Familie ins Lächerliche zieht. Normandy versucht, herauszufinden, wer sie wirklich ist und was sie von ihrer mysteriösen und egoistischen Schwester halten soll. Doch mit der Ausgangsidee hat das alles schon nach Seite 50 nichtmehr viel zu tun.

Weiterhin ist der Schreibstil wirklich sehr, sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Normandy erzählt, die für ein Schulprojekt ein Essay über ihre Suche nach der Wahrheit schreibt. Dieses Essay also lesen wir. Es ist insofern gut gelungen, als dass es authentisch den zum Teil sehr nervigen und schlechten Stil einer 17-jährigen Kunst-Schülerin wiederspiegelt. Ansonsten ist er allerdings vor allem eins: nervig. Auf jeder zweiten Seite findet man Fußnoten, die den Lesefluss erheblich stören, da Normandy in diese Fußnoten lauter unnötigen Mist hinein geklatscht hat, den man sich eigentlich auch schenken kann. Man wird nach dem Lesen einer Fußnote also jedes Mal aus dem Text geworfen und muss neu anfangen. Ich habe diese Fußnoten irgendwann einfach nur noch ausgelassen und ab dann ging es auch wieder gut voran.

Insgesamt ist die Geschichte über Normandy und ihre verrückte Kunst-Schule, ihre ebenso verrückten Freunde und ihre total fiese Schwester wirklich originell, sie ist mal etwas anderes und sie ist auch schön, mit einem gewissen Maß an Tiefgang. Allerdings muss man sich darauf einlassen können, dass die Geschichte etwas anderes ist, als man zunächst vermutet und vor allem mit einem sehr alternativen Schreibstil aufwartet.