Rezension

Adam

Der letzte Sessellift -

Der letzte Sessellift
von John Irving

Bewertet mit 2 Sternen

Der letzte Sessellift  - John Irving

Einige von John Irvings älteren Werken habe ich geliebt, allen voran „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. Von daher war ich sehr erfreut ein weiteres, über tausend Seiten starkes Buch von diesem, mittlerweile über achtzigjährigen Autor lesen zu dürfen. Leider konnte mich aber dieses „Alterswerk“ John Irvings nicht überzeugen.

Es handelt sich hierbei um die sehr detaillierte Lebensgeschichte des Ich-Erzählers Adam – selbst Schriftsteller und Drehbuchautor. Sex sells – das war bei Irving immer schon so und dabei hat er auch noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. So geht es in diesem Roman in erster Linie um die – meist queere – Sexualität diverser Haupt- und Nebenfiguren. Wenn ich es richtig übersehe, ist Adam die einzige heterosexuelle Person in diesem Roman – außer den verklemmten Tanten vielleicht. Was nicht heißen soll, dass Adams Liebes- bzw. Sexleben ohne Komplikationen abgeht. Ganz im Gegenteil geht es drunter und drüber. Sowieso sind alle Figuren extrem überspitzt, überdreht dargestellt. Das ist witzig und führt zu etlichen slapsticartig Szenen, auf über tausend Seiten war mir das allerdings too much.

Meiner Meinung nach hätte man diese Geschichte auch auf maximal der Hälfte der Seiten erzählen können. Es gibt etliche sehr zähe Längen, wenn Irving mal wieder ins Schwadronieren gerät über seine Lieblingsthemen: das Ringen, Skifahren, Feminismus, Sex und Geister. Es ist einfach zu lang und es wiederholt sich auch.

Wie gesagt, es handelt sich hierbei um eine Lebensgeschichte und somit begleiten wir Adam und seine chaotische Familie auch durch wichtige politische Ereignisse, wie beispielsweise den Vietnamkrieg, an dem Adam zwar nichts selbst teilnimmt, der dennoch aber nicht spurlos an ihm vorüber geht. Hier wird Irving auch richtig politisch.

Nach wie vor mag ich Irvings Schreibstil und seine Themen. In diesem Werk hat er es für mich aber manches Mal übertrieben und seiner Lust am Fabulieren zu viel Freiraum gelassen. Sobald er beginnt, etliche Szenen, nicht nur Dialoge, in Drehbuch-Form zu schreiben, hat er mich leider endgültig verloren.

2 Sterne für ein extrem zähes und anstrengendes Werk eines eigentlich großartigen Autors.