Rezension

Ägypten mitten in Wien

Das Mädchen und der Totengräber -

Das Mädchen und der Totengräber
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der zweite Fall eines Kommissars, der zusammen mit seiner Freundin und einem Totengräber in die Welt der Ägyptologie eintaucht.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts taucht in Wien eine mumifizierte Leiche auf, die viele Fragen aufwirft. Der junge Kommissar mit seinen modernen Ermittlungsmethoden und hochdeutscher Aussprache eckt nach wie vor bei seinen Kollegen an. Dieser kuriose Fall, für den er wieder auf die Unterstützung des Totengräbers vom Wiener Zentralfriedhof zurückgreift, darf nicht an die Öffentlichkeit geraten, so dass er mit nur einem Kollegen den Spuren in die Welt der Ägyptologie folgt. Der Rest der Abteilung kümmert sich um verstümmelte Leichen junger Männer. Beide Fälle sind gut konstruiert, mit vielen Wendungen wird die Spannung aufrecht erhalten, die zu einem für mich unerwarteten Ende führt. Ein paar Längen in der zweiten Hälften tun dem Lesevergnügen letztendlich keinen Abbruch. Ich finde es schade, dass der Totengräber nur kurze Auftritte hat.

Der Wiener Lokalkolorit kommt nicht zu kurz, zum Verständnis der Sprache ist die Liste mit Erklärung der Wiener Ausdrücke wirklich hilfreich. Neben Einblicken in die Ägyptologie schildert die Geschichte auch atmosphärisch das Leben im Wien der 1890er Jahren. Das Buch ist in sich abgeschlossen. Kenntnisse aus dem ersten Band sind hilfreich, aber zum Verständnis des vorliegenden nicht unbedingt notwendig. Mir gefällt der Stadtplan auf der Innenseite des Umschlags, das Nachwort mit den Erklärungen des Autors ist informativ. Gerne empfehle ich dieses Buch Lesern von historischen Romane und Krimis gleichermaßen.