Rezension

Almost - fast

Almost - Anne Eliot

Almost
von Anne Eliot

Bewertet mit 5 Sternen

Drei Jahre ist die Nacht her, die das Leben der heute siebzehnjährigen Jess für immer veränderte. Nun will Jess nichts mehr, als wieder ein normales Leben führen – und dazu braucht sie 
1. das Sommerpraktikum bei der Firma geekstuff.com, 
2. ein soziales Leben und 
3. einen Freund. 
Denn nur, wenn sie all das hat, werden ihre Eltern ihr glauben, dass alles wieder okay ist bei ihr, und sie endlich wieder ein normales Leben führen lassen. 
Als ausgerechnet ihr Mitschüler Gray sich als Mitkonkurrent für das Praktikum entpuppt, bietet sich für Jess die perfekte Lösung für alle drei Punkte: Sie teilen sich den Job, Gray bekommt das ganze Geld und tut dafür so, als wäre er ihr Freund. Was Jess aber nicht weiß: dass Gray seine ganz eigenen Gründe hat, sich auf den Deal einzulassen.

kurze Einblicke:

Jetzt geht der Typ die Eingangstreppe hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend - und führt dabei Selbstgespräche! Ob der womöglich noch duschgeknallter ist als ich? Für den Fall, dass er sich plötzlich umdreht, bleibe ich, wo ich bin, und starre Löcher in sein schickes Bewerbungshemd, bis er im Inneren des Gebäudes verschwunden ist. Das Hemd hat übrigens noch Verpackungsfalten, das hat er sich wahrscheinlich extra gekauft.
Viel Glück, du Angeberarsch! Mal sehen, ob du auch noch was anderes drauf hast als Leute zu erschrecken und randalieren.
Seite 13

"Nee, oder? Ey, ich würde denken, du hast sie nicht mehr alle. Ich würde nachschauen, ob vielleicht irgendwelche Aliens was an deinem Bauchnabel verstellt haben oder so. Ich würde das sofort wegoperieren lassen und dir alle nur erdenkliche Hilfe organisieren. Sag, dass das ein Witz ist. Sag mir, dass du gestern nicht versucht hast, mit ihr anzubandeln, als du dich auf dem Schulhof wie ein Volltrottel aufgeführt und danach auch noch ihr rosa Shirt spazieren getragen hast."
Seite 130

"Also echt. Ich hab schon Jahre, bevor du des Weges kamst, in meinem Auto geschlafen. Ich hab keinen hysterischen Hilferuf abgesetzt, also lass mich in Ruhe, Mister Lancelot. marke dein weißes Pferd im Leben eines anderen Mädchens. Ich dir das nur erzählt, damit du aufhörst, mich mit der Frage zu nerven, ob ich in der Mittagspause mit dir Bergwanderin gehe. Ich brauche die Stunde zum Schlafen."
Seite 188

" ... Und im Ernst, ich würde sterben, wenn ich in aller Öffentlichkeit ausflippe. Oder wenn Gray ... wenn er mich irgendwann mal anschauen würde, als hätte ich einen an der Waffel. Das würde mir den Rest geben. Damit, dass mich alle Welt für eine Bitch hält, kann ich leben, aber ich könnte es nicht ertragen, dass Gray denkt, ich wäre verrückt. ich würde vorher die Reißleine ziehen."
Seite 340

meine Meinung:

Konnten mich die Charaktere überzeugen?
Jess Jordan ist ein Mädchen, welches aufgrund der Vergangenheit an eine posttraumatischen Erlebnis leidet. Viel zu jung und ohne jegliche Erinnerungen an die schrecklichen Dinge die ihr widerfahren sind versucht sie nun es selbst in den Griff zu bekommen. Selbst der Psychologe ist an ihr gescheitert- weshalb Sie sich nun hinter eine eigens inszenierten Image versteckt und versucht so ihr Leben zu leben. Als Bitch in der Schule alleingelassen will keiner etwas mit ihr zu tun haben, und zu Hause die Helikoptereltern die alles dafür tun, das es eigentlich nur noch schlimmer wird, ödet sie ihr Leben vor sich hin und versucht es krampfhaft wieder in den Griff zu bekommen. 

Das Buch bringt es direkt auf den Punkt und man fühlt wir sehr Jess leidet und versucht aus diesem Schicksal zu entfliehen. Man spürt wie oft sie an ihre Grenzen stößt und immer wieder erkennen muss, dass sie eigentlich nicht für das Teenagerleben gemacht ist. Aber ist sie das wirklich nicht? 
Durch Gray taut sie langsam auf und es kommt immer weniger vor, das sie sich in ihren Kokon zurückzieht. Aber wenn sie das tut, dann mit voller Wucht. 
Mich konnte Jess von ihrem Leben, Ihren Ängsten und ihren Wünschen mehr als überzeugen und ich fieberte immer mit wenn darum ging, endlich Fortschritte zu machen.

Gray Porter erscheint uns von Anfang an nicht als der beliebte Weiberheld so wie Jess in immer gesehen hat. Er hat ein gerades Ziel vor Augen, welches er mit harter Arbeit erkämpfen muss da ihm nichts in die Wiege gelegt wurde. Aufgrund seiner schicksalhaften Vergangenheit verzichtet er auf ein Hockeystipendium und keiner weiß warum. Auch er weiß es, sich zu tarnen und eigentlich ganz anders zu geben als er wirklich ist.

Da wir hier die Geschichte aus beiden Perspektiven lesen, erfahrt man als Leser viel früher welcher sympathischer Kerl er ist und kann lange Zeit wirklich nur erahnen was ihm alles widerfahren ist. Und man spürt, das es Seite um Seite schlimmer wird was er alles mitgemacht haben muss.

Wie baut sich die Storie auf?
Der Verlauf der Geschichte wirft uns direkt mit den ersten Seiten in die Inhaltsangabe, welche uns einen guten Überblick des Anfangs verschafft. 
Wir bewegen uns mit den Charakteren um die eine Geschichte gebaut wurde, die mehr als authentisch wirkt. Die Gefälligkeiten, die Schicksalsschläge - sogar die Freundeskreis und Familien wirkten nie nur als Nebenplot - sondern alles ergibt ein Ganzes.
Und das hat mir sehr gut gefallen.
Die Spannung ist hier sehr groß geschrieben, da wir lange Zeit mit den Charakter im ungewissen über die Vergangenheit schwelgen und die Hauptstränge erahnen können, aber der tatsächlich Bestandteil und ihre kleinen aber feinen Details hauten mich letztendlich wirklich um.
Hier ist wirklich nichts verschönt und wir fahren direkt auf eine dramatische Vergangenheit zu, die wir Stück für Stück erfahren und wirklich erst am Ende das ganze Ausmaß kennenlernen.

---------------------------------------------------------------------------------------------------

Auch sehr interessant ist der Titel des Buches. Denn der macht wirklich sehr viel Sinn den man immer mehr versteht, umso mehr man in die Geschichte eintaucht. Letztendlich würde ich sagen, kann es für dieses Buch keinen anderen Titel geben!

Das Cover ist sehr schön und passt ebenfalls zur Jess Jordan. Genauso war mein Bild das ich von ihr kennenlernen durfte. 
Einzig die Farben des Covers, die doch sehr weich und gefühlvoll rüber kommen, erschienen mir für diese Geschichte etwas zu blass. Aber sie passen zum Ende!

Der Schreibstil und die Handlung sind sehr gut gewählt und führten mich als Leser in eine sehr stimmige, flüssige Geschichte die nur so vor Spannung strotzt. Mich konnte die Autorin für sich gewinnen und ich freue wenn wir weitere Bücher von ihr zu lesen bekommen.