Rezension

Angelehnt an Stolz und Vorurteil, kommt aber definitiv nicht an Jane Austen heran

Skandal & Vorurteil -

Skandal & Vorurteil
von Amanda Quain

Bewertet mit 3 Sternen

Die weltbekannte Geschichte um Lizzie Bennet und Fitzwilliam Darcy konnte bestimmt schon Millionen Leser*innen begeistern, darunter auch mich. Umso gespannter war ich auf dieses moderne Retelling, in dem es um Darcys Schwester Georgie geht. Leider konnte dieses Buch meine (zugegeben, vielleicht etwas hohen) Erwartungen nicht wirklich erfüllen. Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks lesen.

Darum geht's in »Skandal & Vorurteil«:

»Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass Wickham Foster ein Arsch ist. Zumindest für Georgiana Darcy. Denn dank ihm ist ihr Ruf an der Pemberly Academy vollkommen ruiniert. Kein Wunder also, dass ihr bei der Rückkehr an das Eliteinternat von allen Seiten Misstrauen entgegenschlägt. Und dann ist da auch noch ihr Bruder Fitz, der Georgie wie ein Helikopter umkreist. Einzig der charmante Avery scheint sie nicht zu hassen. Ganz klar, Georgie braucht einen Plan: Sie muss allen beweisen, dass sie eine perfekte Darcy sein kann. Doch das ist leichter gesagt als getan...«

Original-Klappentext

 

Meine Meinung:

Den Schreibstil der Autorin würde ich als flüssig, spritzig und modern beschreiben, was mir insgesamt gut gefallen hat. Natürlich ist dieser Stil nicht mit Jane Austen zu vergleichen, aber da es sich bei diesem Buch um ein modernes Retelling handelt, geht das völlig in Ordnung. Der Schreibstil ist wohl mit ein Grund, warum ich das Buch in relativ kurzer Zeit gelesen habe, obwohl mich die Story an sich nicht richtig packen konnte. Die Geschichte wird aus Georgies Sicht erzählt.

Georgie als Protagonistin zu beschreiben, finde ich schwierig. Zu Beginn fiel es mir schwer, einen Zugang zu ihr zu finden, da sie teilweise ein kindliches, fast schon naives Verhalten zeigte, das ich nicht wirklich nachvollziehen konnte. Das empfand ich als anstrengend. Gegen Mitte des Romans macht sie aber eine deutliche Entwicklung durch, die mich gefesselt hat - zu diesem Zeitpunkt wollte ich unbedingt erfahren, wie sich diese positive Charakterentwicklung auf ihr Leben auswirkt. Gegen Ende gab es leider nochmals einen Dämpfer - Schuld daran ist eine Szene, in der Georgie meiner Meinung nach einen erheblichen Rückschritt macht. Zusammenfassend war Georgie mir vor allem im mittleren Teil des Romans sympathisch, am Anfang und am Ende der Geschichte leider weniger.

Auch mit den anderen Charakteren hatte ich teilweise Mühe, insbesondere mit Fitz. Durch die Romanvorlage von Jane Austen hatte ich vermutlich hohe Ansprüche an ihn und stellte ihn mir als liebevollen und fürsorglichen, vielleicht manchmal etwas überfürsorglichen Bruder vor. Der Fitz in diesem Roman wurde meiner Vorstellung leider nicht wirklich gerecht, denn auch er hatte deutliche Schwächen und machte erst gegen Ende der Geschichte eine kleine Entwicklung durch. Im Buch tauchen auch andere bekannte Persönlichkeiten aus Austens Roman auf, die insgesamt eher farblos blieben, bis auf ein paar Ausnahmen. Wickham als Antagonist war immerhin überzeugend unsympathisch. ;)

Neben den bekannten Figuren gibt es auch einige neue Charaktere. Hier möchte ich insbesondere Avery erwähnen, der mir von Anfang bis (beinahe zum) Ende des Buches mit seiner freundlichen und wertschätzenden Art sehr sympathisch war. Er zählt eindeutig zu meinen Lieblingscharakteren! Ansonsten blieben auch diese Figuren eher farblos.

Die Geschichte konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Das lag wohl daran, dass sich die Story hauptsächlich um Georgie, ihre Selbstfindung, Selbstzweifel, das Hinterfragen ihrer Person etc. drehte - was natürlich gut in einen Jugendroman passt. In diesem Roman litt jedoch die Story sehr darunter, es fehlte mir an Spannung und Dramatik. Auch der auf dem Buchrücken angepriesene Humor und die Romantik kamen meiner Meinung nach zu kurz. Die Mitte der Geschichte gefiel mir mit Abstand am besten, da dort Georgies Entwicklung zum Tragen kam und sich positiv auf den Verlauf des Romans auswirkte. Das Ende hingegen war leider etwas enttäuschend.

 

Fazit:

»Skandal & Vorurteil« ist ein Jugendroman, der an Austens berühmte Geschichte angelehnt ist, aber eindeutig nicht daran herankommt. Obwohl die Protagonistin in der Mitte des Romans eine tolle Entwicklung durchmacht, hat der Roman leider einige Schwächen und konnte mich nicht wirklich überzeugen. Dafür gibt es drei von fünf Sternen.