Rezension

Anspruchsvoll

Der namenlose Tag - Friedrich Ani

Der namenlose Tag
von Friedrich Ani

Bewertet mit 3 Sternen

Friedrich Ani gehört bekanntlich zu den anspruchsvollen Krimi-Autoren. Dementsprechend sind seine Bücher mehr literarische Romane denn einfache Spannungslektüre. Nicht immer trifft er dabei das richtige Verhältnis zwischen den zwei Wünschen, die den Leser zu seinen Krimis greifen lassen.
Diesmal lernen wir einen neuen Ermittler kennen in dem aktuellen Roman „Der namenlose Tag“. Es ist Jakob Franck, der bis vor kurzem noch Kriminalhauptkommissar in München war, aber jetzt bereits in den Ruhestand gegangen ist. Also ein etwas älterer Mann, der sich gerade auf das Leben ohne Mord und Totschlag einzustellen versucht. So recht will ihm das aber nicht gelingen. Die ehemaligen Fälle lassen ihn noch nicht los. Die Toten sitzen sogar bei ihm am Tisch und ringen um seine Aufmerksamkeit. Relativ gemächlich kommt die ganze Geschichte daher und die Spannung ist meist nur eine psychologische aber keine die auf Bedrohung oder aktueller Gewalt beruhen würde. Ein Vater bittet um die Aufklärung eines scheinbaren Selbstmordes seiner Tochter. Franck ist der Fall noch sehr präsent – auch weil die Mutter sich später umgebracht hat, fühlt er sich verpflichtet erneut nachzuforschen, was wirklich passiert ist.

So ganz gelingt es Ani nicht, mich zu fesseln. Die seelischen Abgründe, die menschlichen Tragödien, die hier erzählt werden, sind durchaus interessant. Aber sein Erzählstil ist diesmal schon sehr behäbig und kreist so sehr um die Verzweiflung und das Trauma der Protagonisten, dass die Handlung dahinter zurückstehen muss und es mir an der richtigen Spannung gefehlt hat. Jakob Franck ist ein sympathischer und sehr sehr empathischer Mensch und man merkt ihm an, dass sein Berufleben ihn geformt und aufmerksam gemacht hat, für seine Mitmenschen. Der Mann hat sicherlich Potential aber mir hätte es gut gefallen, wenn ein bisschen mehr Action gewesen wäre.