Rezension

Leiser Krimi mit viel Melancholie

Der namenlose Tag - Friedrich Ani

Der namenlose Tag
von Friedrich Ani

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als bekennender Ani-Fan war ich natürlich sehr gespannt auf das neue Buch des Münchner Krimiautors.

Ani führt hier nach dem Ende der Süden-Reihe eine neue Ermittlerfigur ein: den pensionierten Kriminalkommissar Jakob Franck. Zwei Jahre nach Francks Versetzung in den Ruhestand kommt der Vater eines Mädchen zu ihm, das sich angeblich vor 20 Jahren umgebracht hat. Der Vater möchte, dass Franck sich die Akten noch einmal ansieht, da er nicht an Selbstmord glaubt.

Das Buch ist sehr leise und sehr intensiv geschrieben. Langsam und melancholisch geht die Handlung voran, das ist nicht im eigentlichen Sinn spannend, trotzdem wird man in den Sog der Ermittlungen hineingezogen. Einsamkeit ist das Grundmotiv des Buches und das geht manchmal bis an die Schmerzgrenze.

Anis wunderbare Sprache ist auch in diesem Buch wieder das ganz besondere Merkmal. Jeder Satz ist fein ziseliert und kein Wort ist überflüssig, sondern mit Bedacht gesetzt. Ani ist ein ganz großer Geschichtenerzähler, das merkt man immer wieder. Er schweift ab, führt neue Figuren ein, aber der rote Faden bleibt immer erhalten.

Man muss sich auf dieses leise Buch einlassen, es ist kein Krimi im Sinn eines Pageturners, aber für die Mühe wird man belohnt.

Ich hoffe auf weitere Franck-Romane!

Kommentare

westeraccum kommentierte am 09. August 2015 um 15:08

Heute stand eine Buchkritik in der Süddeutschen Zeitung, deren letzter Satz lautete: "Kein kleiner Krimi, nur ein großes Buch über die Verstrickungen des Lebens." Schön gesagt!