Rezension

Auf in ein fremdes Land

Bucht der Schmuggler - Ulf Schiewe

Bucht der Schmuggler
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 5 Sternen

Jan van Hagen freut sich, dass die Geschäfte gut gelaufen sind. Doch als er nach Bremen zurückkommt, muss er erfahren, dass sein Vater im Sterben liegt und das Handelshaus so verschuldet ist, dass ihm der Schuldturm droht. Sein Vater kann ihm gerade noch raten, sich in Amsterdam an Cornelius van Doorn zu wenden. Der unterstützt ihn, erwartet aber auch von Jan, dass er seinen Sohn Martin sucht, der vermisst wird. Neben Waren muss Jan aber auch Sklaven an Bord nehmen. Seine Reise führt ihn nach Hispaniola.

Das Buch führt uns in eine fremde Welt. Während in Europa der Dreißigjährige Krieg wütet, müssen sich die Kolonisten am anderen Ende der Welt auch mit Problemen herumschlagen. Die spanischen Krone legt die Regeln für den Handel fest. Aber die Plantagenbesitzer fühlen sich übervorteilt und sehen ihre Chancen nur im Schmuggel. Doch der neu eingesetzte Vize- Gouverneur will genau den unterbinden.

Jan weiß um die Probleme des Unternehmens, doch dass sein Vater ihm das tatsächliche Ausmaß verheimlicht hat, bringt Jan nun in eine Situation, in der er nicht mehr frei entscheiden kann. Aber er macht das Beste daraus, auch wenn er Bedenken hat. Der Sklavenhandel widerstrebt ihm sehr, er glaubt nämlich nicht so ganz, dass die Schwarzen keine Seele haben. Er ist ein sehr sympathischer junger Mann, der es liebt, Schiffsplanken und Wasser unter seinen Füßen zu haben. Seine Mannschaft hat in ihm einen guten und umsichtigen Kapitän. Dass er auch ein wenig verwegen ist, zeigt sich dann auf Hispaniola, denn auch hier gibt es jede Menge Probleme. Er möchte Handel treiben mit Don Miguel, der dort eine Zuckerrohrplantage besitzt. Aber der Vize-Gouverneur Don Alonso schießt quer. Don Miguels junge Frau Donã Maria macht schnell Eindruck auf Jan, denn sie ist eine Frau, die nicht nur schön ist, sondern sich in einer Männergesellschaft durchaus zu behaupten weiß.

Das Buch lässt sich sehr zügig lesen und zieht einen von Anfang an in seinen Bann. Dafür sorgen Abenteuer, interessante Charaktere und ein exotischer Handlungsort. Alles ist so bildhaft beschrieben, dass man es sehr schön vor Augen hatte.

Aber nicht nur die Hauptfiguren sind sehr gut charakterisiert, auch die Nebenrollen zeigen uns eine Menge interessanter Persönlichkeiten. Besonders gefiel mit Padre Anselmo, ein Franziskanermönch, der im Gegensatz zu vielen anderen Mitgliedern der Kirche findet, dass man falsch mit den Einheimischen und den Sklaven umgeht. Obwohl schon oft in Büchern gelesen oder in Filmen gesehen, geht es mir immer wieder nahe, wenn ich über das Leben und die Behandlung von Sklaven lese.

Diese spannende Geschichte hat mich nicht nur sehr gut unterhalten, sondern auch zum Nachdenken gebracht.