Rezension

Aufwühlend, traurig, hoffnungsvoll, schön, bewegend!

Sonntags bei Sophie - Clara Sternberg

Sonntags bei Sophie
von Clara Sternberg

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt:

Rosa, Melanie und Sophie – alle drei um die 40 – sind seit Langem beste Freundinnen und unzertrennlich in guten wie in schlechten Tagen. Gemeinsam freuen sie sich wie verrückt auf Melanies Kind, das in wenigen Monaten zur Welt kommen wird.

Doch als Sophie erfährt, dass ihre schwere Erkrankung, die die Mädels nur „Godzilla“ nennen, wieder ausgebrochen ist und sie nur noch wenige Wochen zu leben hat, ist dies für alle ein schwerer Schock. Sophie hat sich entschieden, in Würde zu gehen und lebensverlängernde Maßnahmen zu verweigern. Ihr einziger Wunsch: Noch so lange leben, um Melanies Baby in den Armen halten zu dürfen.   

Fortan treffen sich die drei Freundinnen jeden Sonntag, um gemeinsam zu lachen, zu weinen, zu hoffen, Abschied zu nehmen. Dabei geht es nicht nur um Sophie, sondern auch um Rosas und Melanies Sorgen und Nöte: Rosa führt eine lieblose, fest eingefahrene Ehe mit dem emotionslosen Uwe. Und der Vater von Melanies Kind will sich nicht von seiner Lebensgefährtin trennen.

Meine Meinung:

Eins vorweg: Ich würde dringend empfehlen, dieses Buch erst zur Hand zu nehmen, wenn eine Megapackung Taschentücher griffbereit ist. Allein anhand der Inhaltsangabe dachte ich mir ja bereits, dass mich hier ein emotionales Auf und Ab erwartet, aber dieses Buch hat mich dann tatsächlich regelrecht umgehauen.

Die Geschichte wird aus Rosas Sicht erzählt, so dass wir einen tiefen Einblick in ihre Gefühle und Gedanken erhalten. Die Freundschaft zwischen den drei Frauen ist wirklich beneidenswert und sehr intensiv. Die Mädels waren mir sofort sympathisch, genauso wie die meisten anderen Charaktere, die hier noch auftreten: Stefan, Sophies unglaublich liebevoller Mann; Theo, Sophies fürsorgender Bruder; Tom, Rosas einfühlsamer Kollege, der immer das Richtige sagt.   

Der Schreibstil hat mir auf Anhieb gefallen. Das Buch liest sich sehr flüssig, Rosas Erzählstil ist locker, emotional, und dennoch fehlt hier nicht der leichte Humor. Trotz der traurigen Geschichte gibt es zwischen den Freundinnen auch heitere, unbeschwerte Momente. Und genau das ist die Gratwanderung, die der Autorin gut gelungen ist. Clara Sternberg schafft es, eine Geschichte über das Sterben und Abschiednehmen so einfühlsam zu schreiben, dass mir keinerlei Kritikpunkte einfallen wollen, so sehr ich mich auch anstrenge. Der Leser quält sich nicht über 280 Seiten tränenreich durch einen schmerzhaften Abschiedsprozess, sondern versucht zusammen mit Sophie, Rosa und Melanie, die Trauer beiseite zu schieben und die Zeit, die ihnen noch zusammen bleibt, auszukosten und für Sophie so schön wie möglich zu gestalten. Auch das Thema „Hoffnung“ und „Wunder“ wird hier öfter angeschnitten. Denn wer von uns würde nicht auf ein Wunder hoffen, wenn ein Mensch, den er liebt, sein Todesurteil erhalten hat? Doch würden wir bis zuletzt hoffen, oder kommt irgendwann die Einsicht, dass wir den Lauf des Lebens manchmal nicht ändern können und akzeptieren müssen? Diesen Findungsprozess durchleben wir zusammen mit den Freundinnen.

Dieses Buch ließ mich nach einem traurigen und zugleich schönen Ende mit vielen Emotionen zurück. Auch wenn es etwas schräg klingt, so hatte ich das Gefühl, dass ich mich mit Rosa im Laufe des Buches zusammen weiterentwickelte, was das Abschiednehmen betrifft. Trotz der Tränchen, die ich bei der Lektüre regelmäßig verdrücken musste, fühlte ich mich in diesem Buch sehr wohl und aufgehoben.