Rezension

berührend - beeindruckend - gewaltig

Das dritte Licht -

Das dritte Licht
von Claire Keegan

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Geschichte die genauso von dem lebt, was erzählt wird als von dem, was weggelassen wird.

Was für ein großartiges Buch.

Zunächst einmal passiert nicht viel, oberflächlich betrachtet. Ein Kind, ein Mädchen, wird von seinem Vater zu "den Leuten meiner Mutter" gebracht, abgeliefert, wie ein Sack Kartoffeln. Zuhause gibt es sehr viele Münder zu stopfen und ein weiteres ist unterwegs. Der Vater macht nicht den Eindruck, als würde er sich kümmern oder (ver-)sorgen. Das Mädchen wird von dem kinderlosen Ehepaar aufgenommen und erfährt zum ersten Mal liebevolle Zuwendung und elterliche Sorge.

Man erfährt die Geschichte aus Sicht des Kindes, mehr durch Weglassen als durch erzählen. Mit ein paar Worten, einer kurzen Schilderung erfährt man so vieles mehr, als das was da steht. Die Gefühle des Mädchens springen einen förmlich an. Man kann sich nicht entziehen. Eine solche Wucht spricht aus einzelnen Sätzen, berührende, tröstliche aber auch herzzereißende und wütend machende Sätze.

Ich war völlig gefangen in der Geschichte, hatte das Gefühl ich wäre dabei. Das Buch hat mich aufgewühlt und wird mich noch einige Zeit beschäftigen.

Und das Ganze auf 95 Seiten. 95 Seiten die mehr aussagen als manch 400 Seiten Roman.