Rezension

Stimmungsbilder aus Irland

Das dritte Licht -

Das dritte Licht
von Claire Keegan

Bewertet mit 3 Sternen

Hier erzählt ein kleines Mädchen, das von seinem Vater zu Verwandten gebracht wird, damit die Familie einen Esser weniger hat. Sie wird sehr liebevoll aufgenommen und erlebt nun, was Liebe bedeutet. Der Leser sieht die Umgebung mit ihren Augen, lernt das Ehepaar durch ihre Augen kennen. Sie fühlt sich wohl in der neuen Heimat, verliert schnell die Angst, immer nur im Weg zu sein und ist tottraurig, als sie zu ihren Eltern und damit in die bittere Armut zurückkehren soll.

Das namenlose Mädchen erzählt altersgemäß naiv und lässt vor den Augen der LeserInnen irische Bilder entstehen. Man erfährt fast nebenbei von der bitteren Armut ihrer Ursprungsfamilie, von den vielen Kindern und dem Vater, der sich dem Alkohol hingibt. Das lässt sich gut und schnell lesen, da die Erzählung nur hundert Seiten umfasst. Obwohl dieses Buch mit dem Davy Byrnes Award ausgezeichnet wurde und laut der englischen Times zu den 50 wichtigsten Romanen des 21. Jahrhunderts gehört, blieb ich unzufrieden zurück.

Ja, die Beschreibungen sind wunderschön; es gelingt auch, sich in das Mädchen hineinzuversetzen. Mir fehlte allerdings die Handlung, Bewegung. Ständig wartete ich drauf, dass nun irgendetwas geschieht, doch die Tage bei den Verwandten verliefen ruhig, ausgeglichen und voller emotionaler Wärme. Das ist an sich nicht schlecht. Die Autorin hätte mich jedoch mit mehr Veränderung, die sich nicht nur in den großen Unterschieden zwischen den beiden Familien (Liebe versus Vernachlässigung) bestanden hätte, mehr für sich vereinnahmen können.

So habe ich die acht Kapitel mit wenig „Mehrwert“ beendet. Ein Buch, das man lesen kann, in dem Gefühle angesprochen werden. Doch nach dem Zuschlagen dachte ich mir nur: „Habe ich etwas überlesen? Was soll ich nun damit anfangen?“ Schade!