Rezension

Berührend - erschütternd - erschreckend

Das Mädchen mit dem Drachen -

Das Mädchen mit dem Drachen
von Laetitia Colombani

Bewertet mit 5 Sternen

„Das Mädchen mit dem Drachen“ ist der dritte Roman der in Paris lebenden Autorin Laetitia Colombani.

Nach einem schweren Schicksalsschlag geht die junge Lehrerin Léna von Frankreich nach Indien, um dort zur Ruhe zu kommen und die vergangenen Ereignisse zu verarbeiten. Von den Eindrücken in Indien fühlt sie sich regelrecht erschlagen. Die Armut ist groß und auch die Kinder müssen hart arbeiten. Als sie beim Schwimmen im Meer von einer Welle mitgerissen wird, holt die kleine Lalita Hilfe – bei der es sich um eine Gruppe junger Frauen handelt, die sich gegen Missbrauch und Gewalt und für die Rechte der Frauen einzusetzen - und Léna wird gerettet. Daraufhin freundet sie sich mit Lalita und Preeti - der Anführerin der Gruppe - an und in ihr entsteht ein Plan. Sie möchte eine Schule gründen und den Kindern ohne Bildung, Wissen zukommen lassen.

Der Schreibstil von Laetitia Colombani ist atmosphärisch und dicht. Sehr schnell hatte ich Indien lebendig vor Augen und konnte die Atmosphäre dort regelrecht spüren. Es ist erschreckend unter welchen Bedingungen die Frauen und Kinder dort leben müssen, wie wenig Möglichkeiten sie haben und welche Verhältnisse noch heute in Indien herrschen. Frauen haben keine Rechte, Kinder müssen arbeiten, viele Beamten sind korrupt und Léna kämpft gegen Traditionen, die besonders Frauen und Kindern kein angemessenes und zeitgemäßes Leben ermöglichen.

Lalita ist das indische Mädchen aus „Der Zopf“ und ich fand es schön, dass sie hier nun ihre eigene Geschichte bekommen hat.

Ich habe in diesem Buch viel über Indien, seine Bevölkerung, die Kultur und Traditionen erfahren. Man merkt, dass Laetitia Colombani die Hintergründe gut recherchiert hat und genau deswegen hat mich dieses Buch sehr berührt und mitgenommen.

Es ist ein Roman, der seinen Lesern die Augen öffnet, denn selbst wenn man weiß, wie es in anderen Ländern zugeht, wo dringend Änderungen notwendig sind, hat man es längst nicht immer präsent und verdrängt es gerne. Aber diese Menschen, insbesondere die Frauen und Kinder brauchen Hilfe und davor dürfen wir die Augen nicht verschließen. Ich hoffe, dass dieser Roman noch von vielen Menschen gelesen wird und diese zum Nachdenken oder noch besser zum Handeln anregt.