Rezension

Berührend und leise - eine Geschichte, die unter die Haut geht

Die Magie der kleinen Dinge - Jessie Burton

Die Magie der kleinen Dinge
von Jessie Burton

Bewertet mit 5 Sternen

Jahrelang haben sie sich hinter diesen Mauern und einer schweren Eingangstür verschanzt. Doch nun haben sie die Tür geöffnet und Nella hereingelassen – und schau, was geschehen ist.

Nachdem Nellas Vater gestorben ist, aber vorher noch das Vermögen der Familie durchgebracht hat, ist die Mutter froh, in dem durchreisenden Händler Johannes, eine gute Partie für Ihre Tochter gefunden zu haben. Doch als die 18-jährige in ihrem neuen Heim eintrifft, ist der Empfang mehr als frostig und ihr Ehemann nicht einmal anwesend.
Nach einer Weile muss Nella allerdings erkennen, dass es fast keinen Unterschied für sie macht, ob Johannes im Haus ist oder auf Reisen.

Als Entschuldigung für sein distanziertes Verhalten steht er eines Tages mit einem riesigen Puppenhaus als Hochzeitsgeschenk vor der Tür. Aber eigentlich möchte man Nella mit der Einrichtung dessen beschäftigt halten, denn sowohl ihr Mann als auch seine Schwester Marin und die beiden Hausangestellten scheinen etwas vor ihr zu verbergen.

* * *

„Die Magie der kleinen Dinge“ ist eines dieser ruhigen, unaufdringlichen und ganz leisen Bücher, die einen begeistern und sich ins Herz schleichen, ohne, das man genau sagen könnte, warum.

Jessie Burton erzählt ihre Geschichte aus Nella`s Sicht und das in einem absolut ruhigen, fließenden und wunderschönem Schreibstil, der dabei immer sehr klar und einfach bleibt.

Wer knisternde Spannung erwartet ist hier falsch, denn worum es geht ist relativ früh zu erahnen, obwohl man fairerweise sagen muss, dass die Autorin noch mit so mancher Überraschung um die Ecke kommt. Aber die Geschichte an sich und ihr Erzählstil fesseln total. Irgendwie ein Wohlfühlbuch, obwohl man bei dem Thema eigentlich gar nicht von wohlfühlen sprechen darf. Doch selbst die dramatischen Höhepunkte bleiben sehr ruhig und sinken genau dadurch beim Lesen umso tiefer. Mich jedenfalls haben diese Momente sehr berührt.

Nella und Johannes, sowie alle Mitglieder des Haushaltes Brandt, sind, jeder auf seine Art, unheimlich sympathische und sehr charakterstarke Persönlichkeiten. Grade auch bei Nella erlebt man wie sie an der ganzen Situation wächst und aus jeder Erfahrung lernt und stärker wird. Die Charaktere an sich haben mich alle überzeugt und das ihr Benehmen und ihre Handlungen vielleicht nicht immer so ganz ins 17. Jahrhundert passen, ist mir zwar hin und wieder aufgefallen, hat mich aber nicht gestört. Dies ist in erster Linie kein historischer Roman, sondern die Geschichte einer (Händler) Familie, die zu damaliger Zeit spielt.

Fazit: Ein SonntagNachmittagSchaukelstuhlSchmöker bei dem alles passt. Mein erstes Lese-Highlight 2015!