Rezension

Berührende Geschichte einer Frau

Ava liebt noch -

Ava liebt noch
von Vera Zischke

Bewertet mit 4 Sternen

Ava ist 43, Ehefrau, Mutter von drei Kindern und hat sich im letzten Jahrzehnt irgendwie selbst verloren. Als sie dem 19 Jahre jüngeren Kieran begegnet, ist sie sofort Feuer und Flamme. Sie beginnt eine Affäre mit ihm, was nicht folgenlos bleibt.

Ich fand es sehr erfrischend, einen Roman aus der Perspektive einer Mittvierzigerin mit mehreren Kindern zu lesen. Nachvollziehbar schildert die Autorin, wie es zur Affäre kommt, ohne dies zu entschuldigen. Doch dabei bleibt der Text nicht stehen. Wir begleiten Ava über viele Jahre hinweg und entgegen der möglichen Klischees bei einer solchen Erzählung kam es zu einigen Entwicklungen, die ich nicht vorher gesehen habe und ich war immer gespannt, was wohl noch passieren würde.

Vera Zischke fängt im Buch so viele Momente im Leben einer Mutter ein, mit denen ich mich identifizieren konnte. Sie beschreibt den Alltag mit Kindern und warum dieser häufig so schlaucht. Sie benennt die Mehrfachbelastung und ungleiche Verteilung von Aufgaben, den Mental Load, das ständige Einfordern der eigenen Aufmerksamkeit, die vielen Unterbrechungen bei Tätigkeiten oder Gedanken. Wie man unsichtbar wird für andere Menschen.

Hätte ich Kierans Perspektive und seinen Hintergrund gebraucht? Nicht unbedingt, denn für mich ist es weniger eine Liebesgeschichte als die Geschichte von Ava, einer relativ „normalen“ (ja, über den Begriff kann man lange diskutieren) Frau, die ihr Leben lebt, Höhen und Tiefen begegnet, viele Fehler macht, sich mehrfach verliert und wieder findet. Ein Buch, das ich gern gelesen habe.