Rezension

Böse, gefühllos, genial - der Schmerzsammler

Der Schmerzsammler - Martin Conrath

Der Schmerzsammler
von Martin Conrath

Bewertet mit 5 Sternen

Fran Miller ist ein Adrenalinjunkie. Alle paar Tage von einer Brücke zu springen und dabei zu entscheiden, ob sie leben oder sterben wird, gibt ihr einen Kick. Fast genauso besessen ist sie von ihrer Arbeit als Profilerin mit Spezialität auf Sekten. Ganz besonders interessiert sie sich für die Auswertung von Teufelsanbeterstudien. Als solche kommt sie auch als Ansprechpartner in Frage, als auf einem Friedhof in Düsseldorf ein Grab geschändet wird; man findet Blut und ein getötetes Huhn vor.
Zur gleichen Zeit tauchen plötzlich Mordopfer auf, denen auf dem Rücken satanische Zeichen eingeritzt wurden. Ein unglaublich brutaler Serienkiller foltert seine Opfer, bevor er sie tötet. Er hat dazu alle Zeit der Welt, denn aus seinem versteckten Bunker können sie nicht fliehen, zumal er sie immer fesselt und sediert, bevor er anfängt.
Fran Miller findet sich daher an der Seite von erfahrenen Polizisten, die eine Mordkommission bilden, wieder, um sie mit ihrem Fachwissen zu unterstützen. Es stellt sich schnell heraus, dass der Täter ihnen immer einen Schritt voraus ist; er jagt vor einer Überwachungskamera eines der Opfer in die Luft - später schreckt er auch nicht mehr davor zurück, auch Polizisten umzubringen.
Je mehr Fran und der geballte Apparat aus Polizei und Psychologen erkennen, um was es ihm geht, umso gefährlicher wird es für Fran selbst. Denn der Täter hat es auch - und vor allem! - auf sie abgesehen, und bevor sie es erkennt ... könnte es zu spät sein. Oder ist es das schon längst?

Dieser Thriller ist sehr komplex und beinhaltet drei oder vier verschiedene Handlungsstränge, die nach und nach und vor allem logisch ineinander geführt werden. Der Schreibstil ist flüssig, gewandt, mitreißend, der Plot durchdacht und fesselnd, die Protagonistin eine stachlige Person, die nicht unbedingt Sympathien einheimst, aber sehr menschlich herkommt. Man erfährt einiges über den Täter, der in der Ich-Person und in Präsens von sich berichtet, ohne jedoch mit der Nase auf ihn gestoßen zu werden. Ich habe dutzende mögliche Täter erwägt und verworfen und ich habe mit jeder Frage, die gelöst wurde, eine neue aufwerfen müssen. Man fiebert mit den Protagonisten mit, die Spannung wird regelmäßig gesteigert und der Schluss endet in einem grausamen und tragischen Crescendo.

Fazit: 5/5 Punkten. Empfehlenswert für alle, die nicht unbedingt zartbeseitet sind.