Rezension

Brandaktuell, politisch und literarisch spannend

Die Welt kippt -

Die Welt kippt
von Heiko Tschischwitz

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s? Die Politik zeigt klar, dass sie die gesetzten Klimaziele nicht erreichen wird. Aktivistin Tessa Hansen versucht, durch Hungerstreiks die Politiker zum Handeln zu zwingen und verliert dabei fast ihr Leben. Unterdessen scheint China weiter zu sein. Die Volksrepublik kauft in Afrika riesige Landflächen, aber keiner weiß, wozu. Was plant China?

Meine Meinung:

Mit „Die Welt kippt“ schreibt Heiko von Tschischwitz einen Roman, der nicht aktueller sein könnte! Im Nachwort sind noch einige Dinge, die im Buch genannt sind, näher ausgeführt, was zeigt, wie gut der Autor sich in das Thema hineinrecherchiert hat. Der Roman ist spannend geschrieben, auch komplexe Vorgänge werden gut erklärt und Herr von Tschischwitz geht selbst direkten und brisanten Fragen nicht aus dem Weg, denen die Politik gerne ausweicht.

Wir erleben das Geschehen aus mehreren Perspektiven. Vorwiegend begleiten wir die Klimaaktivistin Tessa Hansen und die Investorin Shannon O´Reilly. Letztere investiert in grüne Projekte, um den CO2-Fußabdruck zu negieren. Dann haben wir noch die in China für das Klimaressort verantwortlichen, den deutschen Bundeskanzler sowie den US-Präsidenten und seinen Stab. Eine bunte Mischung interessanter Protagonisten, die perfekt gewählt sind, um ein heikles Thema wie dieses direkt und ungeschönt zu diskutieren. Allerdings muss ich sagen, dass ich mit den Protagonisten nicht richtig warm geworden bin. Sie haben perfekt in den Roman gepasst, aber selbst zu Tessa und Shannon konnte ich nicht wirklich eine Bindung aufbauen.

In dem Roman selbst wird dann vorwiegend das Thema Klimakrise behandelt. Aber wir tauchen auch ein in die Welt der KI, der Quantencomputer und des Wettstreits der Nationen untereinander, insbesondere China vs. die westliche Welt. Dabei fängt der Autor langsam an, diskutiert die aktuell aus den Nachrichten bekannten Themen und geht dann aber noch tiefer in die Diskussion hinein und weit über das aktuell Bekannte hinaus, was wirklich interessant ist. Er zeigt auf, was viele nicht wahrhaben wollen. Nicht nur das Unvermögen der Demokratien, die oft am Bürokratismus scheitern; auch, dass man Opfer bringen muss, um Ziele zu erreichen – siehe der Umgang mit Menschenrechten in China. Kollateralschäden nennt das der Autor in seinem Buch. Und hier hat er die perfekten Protagonisten gewählt, die er hier quasi zur Rede stellt und die sich in dem Buch ihr Unvermögen eingestehen müssen. Diese Diskussionen empfand ich sehr interessant. Vor allem auch die darin genannten wissenschaftlichen und politischen Aspekte. Als Normalo bekommt man zwar vieles mit, aber vieles eben auch nicht und mindestens einen Teil hiervon hat Herr von Tschischwitz direkt und ungeschönt in seinem Roman aufgenommen. Einen Stern Abzug muss ich allerdings geben, da es anfangs einige Längen gab. Dennoch denke ich, dass dies ein Buch ist, das man gelesen haben muss!

Fazit:

In seinem Roman „Die Welt kippt“ stellt Heiko von Tschischwitz ungeschönt die aktuelle Lage in Sachen Klima dar. Er greift die derzeitigen Diskussionen auf und geht noch weit darüber hinaus. Stellt kritische Fragen, findet dazu anhand seiner Protagonisten Antworten und ausweichende Antworten und auch in die Weltpolitik bekommen wir einen Einblick, vor allem China vs. den Westen. Der Autor bringt uns wissenschaftliche und politische Dinge nahe und ich fand das Buch – bis auf einige Längen am Anfang – total spannend und erhellend. Vieles war mir bekannt, vieles aber auch nicht. Und vor allem die Fragen, die er in seinem Roman aufwirft, die brisanten Themen, die er zu Papier bringt und den Ausblick in eine mögliche Zukunft machen das Buch zu einer Lektüre, die man gelesen haben sollte.

4 Sterne von mir für diesen Roman, der hoffentlich Augen öffnet!