Rezension

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brisantes Thema, das zum nachdenken anregt

Todesengel - Andreas Eschbach

Todesengel
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 5 Sternen

Schauplatz Berlin: Der Rentner Erich Sassbeck ist zu nächtlicher Stunde unterwegs nach Hause, will die letzte U-Bahn noch erreichen. Der U-Bahnhof ist verwaist, nein, nicht ganz. Am anderen Ende randalieren zwei Jugendliche, sie demolieren die Sitzschalen im Wartebereich. Sassbeck überlegt nicht lange einzugreifen, hatte er doch vor wenigen Minuten noch ein Gespräch mit seiner Schwiegertochter zum Thema Zivilcourage. Er spricht die beiden an, die Schläger richten ihre Wut egen Sassbeck und prügeln anstatt auf die Sitzschalen jetzt auf den wehrlosen Mann ein. Erich schließt in diesem Moment mit seinem Leben ab und glaubt deswegen im ersten Moment, seinen Augen nicht trauen zu können. Ein leuchtender Engel taucht hinter den Schlägern auf, erschießt die beiden und rettet ihm das Leben. Seine Aussage wird von der Polizei belächelt, viel zu schnell steht er als ehemaliger DDR-Grenzer selbst im Focus der Ermittlungen, aus Opfer wird Täter. Der für einen Lokalsender arbeitende Journalist Ingo Praise wird beauftragt, über den Fall zu schreiben. Schon am nächsten Tag wird ihm von der einzigen Zeugin der Vorfalls, die anonym bleiben möchte, ein Mitschnitt der Szene ausgehändigt. Der Videobeweis ist deutlich und beweist die Richtigkeit Erich Sassbecks Aussage. Ein Engel wandelt durch Berlin und rettet unschuldige Menschen. Ingo Praise sieht in dem Fall seine Chance groß rauszukommen, als ihm sein Chef die Möglichkeit bietet, eine Show zum Thema zu moderieren. Und der Todesengel rächt indessen weiter...

In seinem Thriller "Todesengel" beschäftigt sich der Autor Andreas Eschbach mit einem brandaktuellen Thema: Selbstjustiz. Ein Thema, das der Autor sensibel anpackt und von allen Seiten beleuchtet. Ein Thema, das nachdenklich stimmt. Unweigerlich sympathisiert man für kurze Zeit mit dem Engel, der unschuldig in Not geratenen Menschen hilft. Denn wie schnell könnte man sich selbst in so einer Situation befinden und wäre heilfroh, in dem Moment einen Retter zu haben?

Sehr gut gefallen hat mir, dass der Thriller von der ersten Seite bis zum Schluss spannend war; und das obwohl ich recht früh einen Anfagsverdacht bzgl. des Engels hatte. Der Autor erzählt die Geschichte aus der Sicht unterschiedlicher Personen, so dass Dynamik entsteht und nie Langeweile aufkommt. Seine Charaktere sind detailliert gezeichnet, alles Menschen mit Stärken und Schwächen, denen man im täglichen Leben begegnen könnte. Ingo Praise war mir als zentrale Figur von Anfang an sympathisch, hat die Sympathie im weiteren Verlauf aber mit seinem Verhalten verspielt. Die Geschichte überrascht mit ungeahnten Wendungen, so dass die Spannung bis zum Ende bestehen bleibt und in einem Showdown endet.

Fazit: Ein Thriller der mich sowohl sprachlich als auch thematisch gefesselt hat und der zum Nachdenken anregt. Absolut zu empfehlen.