Rezension

Brüchiges Mosaik aus Erinnerungen

In diesen Sommern
von Janina Hecht

Bewertet mit 4 Sternen

Ungewöhnliche Inszenierung einer Familiengeschichte, die den Leser zur eigenständigen Ausformung fordert.

Stück für Stück erinnert sich Teresa an ihre Kindheit und Jugend. Momentaufnahmen des Familienlebens, arrangiert um den Vater und seine Gemütszustände. Lachen und Angst gehen oftmals Hand in Hand.

Erzählt wird aus Teresas Sicht. Die Erzählweise gleicht Erinnerungsblitzen in Form eines Grundschulaufsatzes. Subjekt, Prädikat, Objekt. Jeder Satz gleichförmig, dazwischen hängt das Ungesagte wie eine dunkle Wolke. Als blättere ich die Fotos in einem mir fremden Familienalbum durch, jede Erinnerung chronologisch aufgereiht ohne persönliche Wertung, kaum eine Emotion auszumachen, und trotzdem spüre ich die Angst, die ihren Platz in den Leerstellen findet.

Beim Lesen habe ich das Gefühl, ich werde nicht richtig satt. Doch die Geschichte formt sich in meinem Kopf. Bis zum Ende weiß ich nicht, ob ich zu viel oder zu wenig hineininterpretiere. Mir fehlen mehr konkrete Aussagen, an denen ich mein Bild festmachen kann, und so bleibe ich zurück mit einem bruchstückhaften Mosaik einer Familie, die wortlos gelitten hat und auch am Ende keine Worte für das überstandene Leid findet. Doch je länger das Gelesene zurückliegt, spüre ich wie das Buch mich mit den wortlosen Szenen meiner eigenen Kindheit konfrontiert. Die unausgesprochene Angst ist ein Trigger.