Rezension

Ceylon, 19. Jahrhundert

Schattenmädchen - Laila El Omari

Schattenmädchen
von Laila El Omari

„Ob in diesen stillen Momenten in ihr der Gedanke gereift war, das alte Leben einfach abzustreifen und, befreit von der engen Hülle, ihre Flügel auszubreiten? Nicht mehr Hester Cameron von Leighs End zu sein, sondern nur Hester?“
(S. 79)

Inhalt: Das Leben muss mehr zu bieten haben als langweilige Tanzveranstaltungen, die Vermählung mit einem wohlhabenden Teehändler und gelegentliche Ausflüge in die nächste Kleinstadt, da ist sich Maya sicher! Gut behütet und gelangweilt wächst die 16-Jährige auf den Teeplantagen Ceylons auf – bis im Frühjahr 1895 alles, was sie zu kennen glaubt, auseinanderzubrechen droht. Plötzlich kommt sie einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur, das mit dem mysteriösen Verschwinden ihrer Tante vor vielen Jahren in Zusammenhang steht. Und auch ihre Großmutter sieht Maya mit einem Mal mit ganz anderen Augen. Als dann auch noch der charismatische und gut aussehende Engländer Adrian in ihre Leben tritt, steht Mayas Gefühlswelt endgültig kopf

Mit ihrem Roman entführt uns Laila El Omari in das Sri Lanka des 19. Jahrhunderts, welches damals noch unter dem Namen Ceylon bekannt war. Maya ist die Tochter eines wohlhabenden Teeplantagenbesitzers. Abendveranstaltungen und gutes Erscheinen in der Öffentlichkeit gehören ebenso zu Mayas Alltag, wie das Essen und das Schlafen.

Man kann sagen, dass sich das Buch in zwei Teile unterteilt. Zum einen verfolgen wir gespannt, wie Maya nach dem Fund des Tagebuchs ihrer verschollenen Tante Hester unbedingt herausfinden will, was mit ihr damals geschehen ist. Sie begibt sich mit Hilfe ihrer Geschwister, ihrer besten Freundin und Adrian, einem alten Freund aus Kindertagen, der nach Ceylon zurückgekehrt ist, auf die Suche nach Hinweisen und wird fündig. Das alles geschieht jedoch sehr zum Missfallen ihrer Großmutter, die sehr bald schon von dem Tagebuch erfährt und die das Verschwinden ihrer Tochter aus irgendeinem Grund nicht zu interessieren scheint.

Auf der anderen Seite bekommen wir einen Einblick in Mayas Liebes- und Familienleben. Ein alter Freund, Adrian, kommt aus London zurück nach Ceylon und Maya, die ihn lange nicht gesehen hat, fängt an, ihn mit anderen Augen zu sehen und sich in ihn zu verlieben. Bald werden ihre Gefühle auch von ihm erwidert und die beiden fangen ein heimliches Verhältnis an, denn normale Beziehungen sowie wir sie heute kennen waren alles andere als normal damals. Der Mann musste eine Frau heiraten um ein offenes Verhältnis zu ihr haben zu können und auch diese Heirat erforderte die Zustimmung der Eltern.

„Wenn das da unten Irrsinn war dann möchte ich niemals wieder vernünftig sein.“ Maya zu Adrian (S.150)

Laila El Omari schafft es, mit ihrem unglaublichen Wissen über die Regeln und Gewohnheiten der damaligen Zeit, über die Abläufe in der Teeherstellung und über die Landschaft Sri Lankas/Ceylons, den Leser komplett in die Welt von Maya eintauchen zu lassen und ihn richtig in das Geschehen mit reinzuziehen. Man fiebert mit Maya mit, ist fröhlich, wenn sie es ist ebenso wie traurig, wenn sie es ist und kann nicht aufhören das Buch zu verschlingen. Ich konnte mir alle Personen des Buches sehr gut vorstellen und sie waren alle sehr gut ausgearbeitet. Zudem war der Stil von Laila El Omari sehr gut zu lesen und grade auch für jüngere Mädchen/Jugendliche sehr gut geeignet.

Grade dieses tolle Leseerlebnis lässt mich über einige inhaltliche Schwächen sehen. Was mich eigentlich am meisten gestört hat ist, dass das Familiengeheimnis, welches anhand des Titels und des Klappentextes für mich das Hauptthema zu sein schien, eher ein bisschen zu kurz gekommen ist. Trotzdem hat mich die Geschichte von Adrian und Maya auch sehr gefesselt, weil man so eine Menge erfahren hat.

Ich gebe Schattenmädchen 5 von 5 Sternen, weil das Buch einfach großartig ist und nur empfehlenswert und die Stellen, die für mich zu Punktabzug geführt hätten durch andere Dinge wettgemacht wurden!