Rezension

Dämonen der Vergangenheit

Unter Wasser ist es still -

Unter Wasser ist es still
von Julia Dibbern

Bewertet mit 5 Sternen

Geschichten dieser Art wurden schon oft erzählt: Eine Frau reist in ihre Heimat, um ihr Elternhaus aufzulösen und zu verkaufen und wird mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Dieser Roman hat mich jedoch besonders berührt.

Eigentlich möchte die Hauptfigur Maira ihre Aufgabe in Soeterhoop so schnell wie möglich erledigen und wieder nach Frankfurt, wo sie als Restauratorin arbeitet, zurückkehren, doch so einfach ist es nicht. Erinnerungen an glückliche Tage mit ihren engsten Freunden, aber auch traumatische Erlebnisse mit ihrer kranken Mutter kommen wieder hoch. Welche Überwindung es sie kostet, nach 18 Jahren wieder ihr Haus zu betreten und sich der Ostseeküste, die ihr einst so viel bedeutet hat, zu nähern, beschreibt die Autorin sehr eindringlich und überzeugend.

Auch die Nebenfiguren sind vielschichtig angelegt und hauchen dem Schauplatz Leben ein. Mairas seelische Nöte und ihr Gefühl, andere hätten sich weiterentwickelt und ihr Leben weitergelebt, während sie selbst damit beschäftigt war, die Vergangenheit zu bewältigen, konnte ich gut nachfühlen. Sie wuchs mir immer mehr ans Herz. Die Geschichte hat für mich genau das richtige Tempo, ist trotz der emotionalen Achterbahn an keiner Stelle kitschig und bleibt durch eine ungeklärte Schuldfrage und schwierige Entscheidungsfindung bis zum Ende spannend.