Rezension

dämonisch gut

Die Dämonenfängerin 01. Aller Anfang ist Hölle - Jana Oliver

Die Dämonenfängerin, Aller Anfang ist Hölle
von Jana Oliver

Bewertet mit 4 Sternen

"Die Dämonenfängerin - Aller Anfang ist Hölle" von Jana Oliver ist ein wirklich gelungener Reihen-Auftakt.

Riley ist 17 und als Tochter des berühmten Dämonenfängers Paul Blackthorne als einziges Mädchen als Lehrling in der Zunft der Dämonenfänger zugelassen worden. Sie lebt in Atlanta, wo die Stadtkassen zur Handlungszeit leer, die Schulen privatisiert und in alte Supermärkte oder Starbucksläden umgesiedelt und die Unterschiede zwischen arm und reich groß sind. Durch den Tod ihrer Mutter ist Rileys Vater hoch verschuldet und als er pötzlich bei dem Versuch einen Dämon zu fangen, getötet wird, steht Riley mit allen Sorgen allein da - beziehungsweise mit Pauls ehemaligem Lehrling und Partner Denver Beck, den sie nicht ausstehen kann. Nicht nur, dass sie nicht weiß, wie sie die Miete finanzieren soll, sie muss auch noch bis zum nächsten Vollmond nachts Wache am Grab ihres Vaters halten, weil er ein begehrtes Ziel der Nekromanten, der Totenbeschwörer, ist, die Tote zum leben erwecken, um sie dann für ein Jahr als genügsame Diener an reiche Leute zu verkaufen. Außerdem wird ihr in der Zunft als neuer Ausbilder der unfreundlichste aller Meister zugeteilt. Dazu verliebt sie sich in Simon, einem anderen Lehrling der Gilde und kommt einem Betrug auf die Schliche...

Der Plot von "die Dämonenfängerin" scheint auf den ersten Blick ziemlich abgedreht - und das ist er auf den zweiten Blick auch tatsächlich. Die Autorin vergeudet nicht viel Zeit mit langen Erklärungen, sondern beginnt gleich mit Rileys erster Dämonenjagd. Es gibt fünf Klassen von Dämonen und Riley jagt bisher nur die Dämonen ersten Grades. Ziemlich kleine freche, aber harmloser Unruhestifter.

Doch die Dämonen scheinen ihre Taktik zu verändern, denn sie greifen plötzlich auch als Team an und so werden sowohl Riley als auch ihr Vater von einem Geo-Dämon fünften Grades überrascht, der Natrugewalten wie Stürme und Erdbeben entfesseln kann. Außerdem kennen die Dämonen Rileys Namen, wofür niemand wirklich eine Erklärung findet.

Der erste Teil dieser Reihe baut die Geschichte gekonnt auf. Riley muss sich mutig in einer Männerwelt behaupten und neben Simon treten auch noch andere Männer in ihr Leben, der von ihr verhasste Beck, der sich nach dem Tod ihres Vaters um sie kümmern möchte und ein geheimnisvoller Dämonenjäger (Jäger töten, Fänger fangen Dämonen) namens Ori. Und dann ist da auch noch ihr bester Freund Peter...

Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist allerdings der Schreibstil. Mal ganz davon abgesehen, dass für die ständigen "Yeah"s für mein Empfinden eine deutsche Übersetzung besser in den Textfluss gepasst hätte, nerven die sprachlichen Eigenarten, die einigen der Protagonisten in den Mund gelegt werden, ein wenig.

Beck versucht sich zum Beipsiel bevorzugt im "willste, haste, machste, kannste ma"-Dialekt, der mich in der geschriebenen Sprache sehr stört - und das obwohl ich ein Ruhrpott-Kind bin, wo dieser Zusammenzug der zweiten Person Singular mit dem Pronomen "du" eigentlich im gesprochenen Wort ganz alltäglich ist.
Ein anderer, ein Meister der Zunft namens Stewart, bevorzugt die süddeutsche Eigenart jedes Prädikat mit dem Verb "tun" zu versehen. Also er "geht" nicht, sondern er "tut gehen". Das ist für mich eine noch schlimmere Eigenart als das "machste" von Beck. Ich weiß nicht, welche Dialekte diese Protagonisten im englischen Original haben, oder was sich die Übersetzerin dabei gedacht hat: Mich hat es leider sehr gestört.

Auch die Dämonen kriegen ihre sprachliche Eigenart ab, sie verdrehen alle den Satzbau, wie Meister Yoda in den Star-Wars-Filmen. Das ist ja noch irgendwie süß gedacht und eine sinnvolle Abgrenzung zur menschlichen Sprache.

Trotzdem insgesamt ein gelungener Auftakt, der in eine interessante und gut durchdachte halbreale Fantasywelt einführt und auf gute Folgeteile hoffen lässt.