Rezension

Das Buch verliert sich

Warten auf Eliza -

Warten auf Eliza
von Leaf Arbuthnot

Warten auf Eliza? Wohl eher das Warten auf ein tatsächliches Aufeinandertreffen der beiden Frauen. Denn das passiert leider erst in der zweiten Hälfte des Buches (was ich nach dem Lesen des Klappentextes so nicht vermutet hatte). In der ersten Hälfte dagegen wird die Einsamkeit der beiden unterschiedlichen Frauen thematisiert. Während ich beim Lesen sehr schnell einen Zugang zu Ada finden konnte, wurde ich mit Eliza so gar nicht warm. Ihre rundum negative Sichtweise, die meiner Meinung nach schon an einer Depression grenzt, machte mir keine Freude. Und ich bin ganz ehrlich, ich dachte: Wieder eine junge Frauenfigur, die so von Selbstzweifeln, Existenzängsten, ungünstigen äußeren Einflüssen und Familienkonstellationen, Liebeskummer usw. zerfressen ist, dass sie nicht mehr die schönen Dinge im Leben wahrnimmt. Versteht mich nicht falsch, jeder von uns hat mal richtig besch… Zeiten. Aber bei diesen Frauenfiguren, von denen es für mich gefühlt momentan so viele in der Literatur gibt, fällt immer irgendwie alles auf einmal an. Ein uferloses schwarzes Loch. Und das ermüdet mich und spiegelt auch nicht all die wunderbaren, starken Frauen in meinem Umfeld wider.

All diese Gefühle nehmen im ersten Teil sehr viel Raum ein. So viel Raum, dass die beiden Frauen erst auf Seite 192 das erste Mal bewusst aufeinandertreffen. Ab hier wurde die Geschichte für mich interessanter, gleichzeitig kam mir allerdings die Tiefe der Gedanken- und Gefühlswelt, die mir im ersten Teil zu viel war, im zweiten Teil zu kurz. Nicht nur das erste Kennenlernen, sondern auch viele weitere potenziell interessante Szenen, zum Beispiel im gemeinsamen Zusammenleben, die Gespräche, die Ratschläge, die Auflösung der Konfliktpunkte, wurden eher nebenbei erzählt. Manche zuvor erwähnten Handlungen wurden bis zum Ende des Buches gar nicht mehr aufgelöst. Doch meiner Meinung nach steckten gerade in diesem zweiten Teil des Buches – in dieser außergewöhnlichen Frauenfreundschaft - so viele fantastische Möglichkeiten. Warum hat man sich stattdessen so sehr in den vielen aktuellen Themen (Brexit, Nesthocker, Kindesmisshandlung, Catfishing, Gewalt, Start-ups…), die nicht oder nur wenig entscheidend für die Handlung sind, und der negativen Gefühlswelt des ersten Teils verloren? Und so leider ein Buch erschaffen, das nicht lange nachhält und bei dem die wichtigen Aussagen untergehen?