Rezension

Das interessante Leben des Bertram Morneweg

Das weiße Gold der Hanse - Ruben Laurin

Das weiße Gold der Hanse
von Ruben Laurin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ruben Laurin erzählt vom Lebensweg Bertram Mornewegs, einer realen historischen Persönlichkeit, über den allerdings relativ wenig bekannt ist, so dass der Autor viel dichterische Freiheit hatte, die er aber im Rahmen gut recherchierter Hintergründe nutzt.

Der Titel des Romans ist leider etwas irreführend, denn der Roman spielt zwar zu Zeiten der Hanse (bzw. deren Beginn), aber es geht nicht um Salz, es geht auch nicht um die Hanse selbst, obwohl die wirtschaftlichen Verbindungen der Städte schon eine Rolle spielen, es geht in erster Linie um den Protagonisten.

Erzählt wird auf zwei Zeitebenen. Die erste beginnt 1231 und führt den Leser zu einem Piratenüberfall, dessen einziger Überlebender ein kleiner Junge ist. Er hat sein Gedächtnis verloren und wird fortan Moses genannt, ein Name, der ihm von Rebecca, einer Sklavin jüdischen Glaubens, die ihm das Leben rettet, verliehen wird. Der Junge macht allerhand durch, bis er schließlich in Lübeck landet. Der zweite Zeitabschnitt startet 1275, und hier trifft man auf Bertram Morneweg, Ratsherr und Stifter des Lübecker Heiligen-Geist-Hospitals, das hier noch im Bau ist.

Ruben Laurin hat einen bildhaften und eindringlichen Erzählstil, der mich schon am Anfang, während des Piratenüberfalls gepackt hat. Hin und wieder ist die Erzählung allerdings zu langatmig geraten und manches wird ein bisschen zu oft wiederholt. Im dritten Teil des Buches, wenn es endlich auch in andere Städte des Städtebundes geht, wird es dann so richtig spannend. Dieser Teil hat mir am besten gefallen, und ich hätte mir mehr davon gewünscht.

Die Charaktere sind gut gelungen, besonders den Protagonisten mochte ich von Anfang an. Mein besonderer Liebling ist aber Frido, der es im Leben nicht leicht hatte, aber das beste daraus macht und mit seinem schwäbischen Akzent und seiner Loyalität und Freundlichkeit schnell mein Herz erobert hat. Manch Charakter macht eine Entwicklung durch, nicht immer, aber manchmal, zum positiven, dies ist immer glaubhaft dargestellt und nachvollziehbar. Einzig Traudi, die spätere Ehefrau Mornewegs, wird mir als Kind zu reif und redegewandt für ihr Alter dargestellt.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, finden sich auch hier einige Boni: Personenregister, Zeittafel, Glossar, Karte und ein Nachwort des Autors, in dem er, leider etwas kurz, über Fakten und Fiktion berichtet.

Ich bin schon lange Fan des Autors und mag vor allem seine Fantasy-Romane. Nun hat er mich auch im Genre der historischen Romane überzeugen können, wobei noch Luft nach oben ist. Ich habe den Roman gerne gelesen, er war mir nur immer wieder zu langatmig. Erst gegen Ende zieht die Spannung deutlicher an. Als Fan historischer Romane finde ich es schön, wenn sie mich nicht nur unterhalten, sondern auch Neues lehren. Das ist hier gelungen und ich hatte Lust mehr, z. B. über die Hanse, zu erfahren und zu googeln. Ich vergebe 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung.