Rezension

Ein historischer Lesegenuss, fundiert recherchiert und wunderbar erzählt.

Das weiße Gold der Hanse - Ruben Laurin

Das weiße Gold der Hanse
von Ruben Laurin

Bewertet mit 5 Sternen

Der historische Roman "Das weiße Gold der Hanse" von Ruben Laurin erscheint im Bastei Lübbe Verlag. Bei dem Pseudonym Ruben Laurin handelt es sich um den Autor Thomas Ziebula.

Lübeck 1232: Der Waisenjunge Bertram ist hilflos den Übergriffen und Befehlen grober Seeleute ausgesetzt. Er weckt das Mitleid einer reichen Kaufmannstochter, doch diese Zuneigung ist gesellschaftlich unmöglich. Um sein Glück zu machen, heuert Bertram bei einem Hanseschiff an. Er wird in mehrere gefährliche Überfälle und Abenteuer verwickelt. Er gelobt, wenn er überleben sollte, baut er einen Ort der Barmherzigkeit für die Alten und Schwachen. 

Dieser Roman gründet sich auf die wahre Geschichte des Bertram Morneweg, dem Stifter des Lübecker Heiligen-Geist-Hospitals.

Der achtjährige Bertram gerät auf der Kogge seines Vaters nach einem Piratenüberfall in die Hände des Kapitäns Jacobi, der ihn als Sklave in Wismar für sich arbeiten lässt. Die Jüdin Rebecca kümmert sich um Bertram und nennt ihn Moses. Nach Jacobis Tod fliehen sie beide nach Lübeck. Dort ermöglicht ihm der Kaufmann Martinus Bardewik eine Ausbildung zu machen, später geht Moses auf Handelfahrten nach Riga und Nowgorod. Bertram erzählt dem jungen Maler Johannes von Köln zur Aufmunterung von seinem eigenen Leben und den Schwierigkeiten, die er überwunden hat, um schliesslich Ratsherr und einflussreicher Kaufmann zu werden.

Mit diesem Roman konnte ich wunderbar in das Zeitalter der Hanse in Lübeck eintauchen. Obwohl ich bei diesem Titel mehr über den Salzhandel vermutet hatte, lehnt Ruben Laurin den Roman an diese einflussreiche Zeitepoche an und erzählt seine Version über das Leben von Bertram Morneweg, dem Begründer des Lübecker Heiligen-Geist-Hospitals.

Er verbindet geschickt die Schilderung der Kindheit von Moses und seinem Leben als Ratsherr Bertram. Der Erzählton ist sehr bildreich, spannend und stellt die verschiedenen Schicksale und Lebensumstände der damaligen Zeit authentisch dar.

Die Handlung lässt sich sehr gut verfolgen, sie wirkt authentisch recherchiert und wird mit fiktiven Vorgängen und vielschichtigen Personen zu einem perfekten Historienschmöker ausgeschmückt. 

Beim Lesen sieht man die Kaufmannshäuser, Piratenschiffe, Koggen und Handelsplätze vor dem inneren Auge vorbeiziehen und erlebt die unterschiedlichen Menschen mit ihren jeweiligen Charakterzügen lebhaft mit. Rebecca und Moses sind hier die Hauptfiguren, deren Weg man gespannt mitverfolgt und mit ihnen bangt und leidet.

 

Ruben Laurin vermag es auf besondere Weise, seinen Figuren soviel realistisches Leben einzuhauchen, sie so akurat zu beschreiben, das man nur gespannt weiterlesen kann. Seine Charaktere sind wiedererkennbar, sie zeigen Gefühle und brennen für ihre Sache. Es läuft beim Lesen förmlich ein richtiger Film ab. So habe ich die mittelalterlichen Handelsplätze von Wismar, die Galeere der Piraten, die Kämpfe Mann gegen Mann und die Fassaden der Gebäude des alten Lübecks wie eine Kulisse vor Augen gehabt. 

 

Die Gründung eines Hospitals war zu dieser Zeit nicht selbstverständlich und die Beweggründewerden hier glaubwürdig geschildert. 

 

Dieser Roman ist eine Mischung aus Geschichte, Abenteuer und natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen. Es ist ein wunderbar erzählter historischer Roman, der ein echtes Lesevergnügen für Freunde dieses Genres bietet.