Rezension

Das Leben ist (k)ein Musical

Was ist mit uns - Becky Albertalli, Adam Silvera

Was ist mit uns
von Becky Albertalli Adam Silvera

Bewertet mit 4 Sternen

Der Jugendliche Arthur macht ein Praktikum in New York, wo er auf grandiose Musical-Vorstellungen am Broadway und phänomenale Abenteuer in seinem Leben hofft. Währenddessen müht sich Ben nach einer Trennung in der Sommerschule ab, wo er täglich seinem Versagen und dem Ex in die Augen sieht. Als sich Ben und Arthur für einen unvergesslichen Moment gegenüberstehen und gleich wieder verlieren, ist klar, dass sie auf die Suche nach den jeweils anderen gehen.

Becky Albertalli und Adam Silvera haben mit „Was ist mit uns“ eine solide, sogar bodenständige, sympathische Teenie-Liebe in einen netten Roman verpackt.

Manchmal lese ich gerne Liebesgeschichten und dann greife ich zu Büchern, die ein bisschen anders sind. Es darf mir weder zu kitschig noch zu dramatisch sein, daher wurde ich darauf aufmerksam. 

Arthur und Ben finden sich in der Großstadt New York und verlieren sich im nächsten Augenblick wieder. Beiden hängt diese Begegnung nach und sie können den jeweils anderen nicht vergessen. Daraufhin werden Himmel und Hölle bewegt, um den Zauber von New York in Gang zu setzen, genau wie es in vielen Musicals gang und gäbe ist. 

Was auf den ersten Blick wie ein berauschendes New Yorker Liebesdrama mit einem Happy End am Gipfel des Rockefeller Centers klingt, ist in Wirklichkeit eine solide Geschichte, die sich mit der ersten Liebe, Enttäuschung und jugendlichen Erwartungen auseinandersetzt. 

Denn die Liebe schlägt nicht kitschgewaltig wie eine Bombe ein, sondern sie kämpft sich in die graue Realität, wo statt des bombastischen Musicals schon einmal der eigene Gesang unterstützt vom Smartphone reichen muss. 

Arthur ist ein verträumter Junge, der dank seiner Mutter ein Praktikum ein einer New Yorker Anwaltskanzlei absolviert. In der Freizeit spürt er dem berüchtigten Zauber der Großstadt hinterher, der sich offenbar im hitzig-hektischen Treiben vor ihm verbirgt.

Ben ist New Yorker durch und durch, der sich mit einer kürzlichen Trennung plagt. Außerdem sitzt er die Zeit in der Sommerschule ab, weil seine schulischen Leistungen äußerst bescheiden sind. 

Das Treiben in der Großstadt wurde von den Autoren anschaulich beschrieben. Mir gefällt, wie Arthur nach und nach durch den Nebel seiner Träume die Realität erkennt. Als Jugendlicher ist man von Film, Fernsehen, Büchern - und in Arthurs Fall - von Musicals geprägt. Langsam begreift er, dass das Leben und die Liebe nur in seltenen Momenten die versprochene Qualität aus Erzählungen hält, diese dafür aber umso kostbarer sind.

Die Handlung wird abwechselnd aus Bens und Arthurs Perspektive erlebt, wodurch eine gute Dynamik zustande kommt. Ich mochte, dass sie trotz aufkeimender Liebe und explosionsartiger Verliebtheit, die Wirklichkeit im Blick behalten und damit die gesamte Geschichte äußerst realitätsnah wirkt. 

Aufgrund der realistischen Darstellung sind emotionale Spitzen nahezu völlig ausgeblieben, was für manche Leser unter Umständen enttäuschend ist. Für mich war es im Großen und Ganzen genau richtig erzählt, weshalb ich die Geschichte gerne gelesen habe.

Im Endeffekt ist „Was ist mit uns“ eine entzaubernde Geschichte, die Mythen und zu hohe Erwartungen an die Liebe in den Vordergrund stellt, trotzdem kleine Wunder geschehen lässt und insgesamt unterhaltsam zu lesen ist.