Rezension

Den eigenen Wurzeln nachspüren

Juli, August, September -

Juli, August, September
von Olga Grjasnowa

Bewertet mit 5 Sternen

Lou lebt mit ihrem zweiten Ehemann Sergej und ihrer Tochter Rosa in Berlin. Als erfolgreicher Pianist ist Sergej ständig unterwegs, auch Lou führt als Kunsthistorikerin ein nicht gerade häusliches Leben, wenngleich ihr Beruf wegen Rosa momentan eher zweitrangig ist, sie also ihre Tage mit Kind gezwungenermaßen daheim verbringt. Wäre da noch das Gerücht um eine Trennung von Sergej, das nicht verstummen will. Ein Gerücht, das immer wieder aufflammt.

Und nun steht der 90. Geburtstag von Lous Großtante Maya an, sie hat in ein Resort auf Gran Canaria eingeladen. Auch Lou und Rosa sollen mit, denn – so meint Lous Mutter – es könnte Mayas letzter Geburtstag sein. Also, werden die Flüge gebucht. Sie sind die ersten, die dort eintreffen, so nach und nach trudelt dann die ganze jüdische Verwandtschaft ein.

Der Roman wird aus Lous Sicht erzählt, untergliedert in diese drei titelgebenden Monate. Der Juli führt zunächst zu Lou, Rosa und Sergej, zu ihrem ganz normalen Alltag. Und auch wenn sie jüdisch sind - mit russischen Wurzeln - so leben sie diesen Glauben nicht, kennen sich mit diesen Ritualen so gar nicht aus. Nun, es geht nach Gran Canaria und später dann fliegt Lou alleine nach Tel Aviv. Hier will sie ihren Wurzeln nachspüren, dabei erfährt sie so einiges aus früheren Tagen, erfährt von ihren Vorfahren und ihrem beschwerlichen Dasein.

Olga Grjasnowa ist ein gut lesbares Buch gelungen, das eine Familie näher beleuchtet und das neben dem Familiären auch die angespannte Weltpolitik thematisiert. Die Hauptprotagonistin Lou ist eine weltoffene junge Frau, die ihre Herkunft hinterfragt. Dabei werden so manche geschönte „Wahrheiten“, die ein Leben lang immer weitergesponnen werden, aufgedeckt. Und das auf eine amüsante Weise, garniert mit so einigen Drinks.

Es ist die Geschichte einer durchaus modernen jüdischen Familie, deren Glauben eher Nebensache ist und die Suche einer Frau nach ihrer Identität. Es ist das etwas andere Leseerlebnis, gut und kurzweilig geschrieben, das mit einem Ende aufwartet, dem ich sehr viel abgewinnen kann.