Ein Buch, das einen unzufrieden zurücklässt
Bewertet mit 3 Sternen
Eigentlich ist es Anne Frank, die das Leben von Lou durcheinanderbringt. Denn beim Übernachten bei einer Freundin liest Lous Tochter Rosa ein Kinderbuch über Anne Frank und erfährt so zum ersten Mal von Adolf Hitler und dem Holocaust.
In der Folge stellt sich Lou zahlreiche Fragen zur Erziehung ihrer Tochter. Denn die ist nach ihrer Urgroßmutter Rosa, einer Holocaust-Überlebenden, benannt.
Es bleibt dabei nicht bei der Frage, ob die eher säkular lebende Familie nun den Sabbat feiern sollte, damit Rosa die jüdischen Traditionen erleben kann. Vielmehr beginnt Lou, sich für die Familiengeschichte zu interessieren.
Schließlich reist sie zu einem Familientreffen auf Gran Canaria, um mehr darüber zu erfahren. Bald muss Lou aber erkennen, dass ihr Unterfangen alles andere als einfach ist. Manche Familienmitglieder wollen die Vergangenheit auf sich beruhen lassen, andere verändern die Geschichten aus der Vergangenheit nach ihrem Gutdünken. Wieder andere sind bereits gestorben.
Die Familienkonstellation erweist sich als vermintes Gelände. Das ist angenehm humorvoll erzählt.
Ein wenig enervierend ist der Erzählstrang um Lous Ehe mit all den Eheproblemen und der gefährdeten Karriere des Ehemanns als Pianist. Auch Nebenfiguren wie die Putzkraft bekommen eine irritierend große Bedeutung.
Das wäre alles verkraftbar, wäre Lous Ausflug in die Vergangenheit wenigstens von Erfolg gekrönt. Das ist allerdings nicht so. Daher erweist sich "Juli, August, September" als ein eher seicht daherkommendes Buch, das einen am Schluss unzufrieden zurücklässt.