Rezension

Der 10. Band rund um Sadie Scott ist mit seiner Thematik extrem spannend und auch bewegend

Die Seele des Bösen - Besessenheit - Dania Dicken

Die Seele des Bösen - Besessenheit
von Dania Dicken

Bewertet mit 4 Sternen

Im zehnten Band der Reihe um die Profilerin Sadie Scott geht es weniger brutal, als viel mehr psychologisch zu.
Anfangs hat es sich für mich leider etwas gezogen. Aber dann kam man endlich auf den konkreten Punkt zu sprechen und ab da ging es immer weiter steil bergauf.
Was ich etwas schade fand, das die anfängliche Thematik nicht die Aufmerksamkeit bekam, die es verdient gehabt hätte. Da  ich dies sehr vielversprechend und interessant fand und ich gern mehr darüber erfahren hätte.
In diesem Thriller steht mal nicht Sadie im Vordergrund.
Viel mehr ist es Matt, der sich allen Kämpfen und Konfrontationen gegenüber steht.
Mir hat dies wirklich sehr gut gefallen. Gerade weil man dadurch auch Matt näher kam. Es zeigt sich, was für eine Art von Mann er ist und das letztendlich auch das starke Geschlecht, nicht immer stark sein muss.
Dania Dicken bedient sich einer ziemlich interessanten und wirklich abgründigen Thematik.
Liebe ist immer schön, aber was, wenn diese zur Besessenheit wird?
Dania Dicken versteht es, dem allen auf den Grund zu gehen. Sie geht dabei sehr eindringlich und subtil vor und das war wirklich mehr als gelungen.
Ich mag es wenn sie immer alles auseinandernimmt und man wirklich von Seite zu Seite mehr begreift, womit man es zutun bekommt.
Dabei bleiben auch die Emotionen der Charaktere nicht außen vor. Ganz besonders habe ich mit Matt mitgelitten. Mir ging es teilweise wie ihm, ich konnte es nicht verstehen, nicht begreifen und doch konnte ich das Buch nicht weglegen, weil es mir keine Ruhe gelassen hätte.
Wenn Liebe zur Besessenheit wird kann es bedrohlich werden, aber das ist nur der Anfang. Die Ausmaße die es annehmen kann sind wahrlich erschreckend und das zeichnet sich hier sehr gut ab.
Man ist wirklich gefangen zwischen Hoffnung und Ausweglosigkeit, zwischen Verzweiflung und Wut.
Man will kämpfen und hat doch gleichzeitig keine Kraft mehr dazu.
Man will aufgeben, aber auch dafür ist man zu schwach.
Es wird dunkel und unheilvoll, alles Licht hat sich verflüchtigt und was bleibt dann noch?
Es sind unheimlich viele Gefühle die auf einen einstürmen und die man nicht immer sofort klar bemessen kann. Mich hat die Thematik einfach unglaublich fasziniert. Gerade weil sie anders umgesetzt wurde, als ich es gewohnt bin.
Dabei geschieht es eher selten, daß man durch die Augen des Täters blickt. Viel mehr wird ergründet wie es dem Umfeld und den Charakteren dabei geht. Was sie daraus mitnehmen, wie sie damit umgehen und letztendlich auch versuchen einen Ausweg daraus zu finden.
Das Ganze ist wirklich extrem. Es hat mich wirklich an meine Grenzen gebracht , es ging mir nahe und hat meinen Pulsschlag immer wieder in die Höhe schellen lassen.
Ganz besonders toll fand ich, das man hier sowohl Matts als auch Sadies Perspektive erfahren hat. Auch wenn es von Matt nicht allzu viel war. Aber dennoch konnte man dadurch mehr an Tiefe und Präsenz erkennen und dadurch fühlt man sich dem ganzen auch sehr viel näher.
Aber wer denkt es geht hier nur um Matt, der täuscht sich gewaltig.
Es geht um so viel mehr.
Es geht um Liebe, Vertrauen, Loyalität.
Es geht darum sich selbst nicht zu verlieren, nie aufzugeben und über sich hinauszuwachsen.
Auch wenn ich relativ früh ahnte wer dahinter steckt, so hat mich das in keinster Weise gestört.
Mit viel Fingerspitzengefühl und sehr vielen Details hat sich die Autorin der Thematik genähert und dabei den Spannungslevel immer mehr angezogen.
Dabei hat sie auch den Täter nicht außen vor gelasssen und uns mit vielen Hintergrundinfos gefüttert.
Besonders im letzten Drittel musste ich kräftig schlucken, weil es wirklich enorm an die Substanz ging.
Man sucht einen Ausweg und findet sich doch nur in der Hölle wieder.
Meine Nerven waren zum bersten gespannt und so ließ ich den Showdown über mich hinwegrollen, mit all seiner Kraft und Explosivität.
Aber auch die Ermittlungen sind wieder sehr gut ausgearbeitet und ich hab gerätselt, gefiebert und einfach Jagd gemacht.
Besonders gut gefallen hat mir, das ein neuer Charakter hinzukam, den ich wirklich auf Anhieb mochte.
Durch ihren fließenden und lebendigen Schreibstil bin ich auch hier durch die Seiten geglitten. Manchmal musste ich innehalten, um zu begreifen, zu verstehen und sacken zu lassen.
Aber dann konnte ich mich wieder aufs neue verlieren und mich fesseln lassen.
Letztendlich ist dieser Band zwar kein blutiger Thriller, dennoch hat es die Autorin verstanden mich mit ihrer Thematik und den wirklich gut gelungenen Wendungen zu überzeugen.
Sie zeigt auf, was unglaublich und schwer zu glauben ist.
Sie zeigt, das nicht nur Sadie stark ist und vor allem macht sie das mit sehr viel Gefühl und ihrem ganz eigenen Stil.

Fazit:
Der 10. Band rund um Sadie Scott ist mit seiner Thematik extrem spannend und auch bewegend.
Was wenn Liebe bedrohlich wird oder sogar tödlich?
Kann man dann aus dieser Hölle entkommen?
Sehr subtil und eindringlich geht sie dem Ganzen auf dem Grund, kann mit sehr viel Einfühlungsvermögen, viel Nervenkitzel und einigen Wendungen überzeugen.
Weniger ein blutiger Thriller, dafür aber psychologisch sehr gut ausgebaut.