Rezension

Der Titel ist Programm

If we were a movie -

If we were a movie
von Kelly Oram

Ein must-read für Fans klassischer RomComs und kitschig süßer Happy-Ends

„If we were a movie“ ist der jüngste Roman aus der Feder von Autorin Kelly Oram und entführt seine Leserschaft ins lebendige und künstlerische New York City. Dort Lernen wir Musikstudent Nate kennen. Eigentlich ist sein Leben gerade ganz schön toll. Er hat ein Stipendium für eine Spitzenuni, kann sich endlich voll und ganz auf seine Leidenschaft konzentrieren und selbst die Beziehung zu seiner wunderhübschen Freundin Sophie hat den Umzug auf die Uni überlebt. Nur seine Wohnsituation macht ihm zunehmend zu schaffen. Das eigentlich für zwei Personen gedachte Wohnheimzimmer scheint einfach nicht genug Platz zu bieten für Nate und seine beiden partywütigen, chaos-verbreitenden Drillingsbrüder. Statt in Ruhe an seinen Songs zu arbeiten, versucht er andauernd sich vor der nächsten Katastrophe weg zu ducken.
Doch als es seinen Brüdern gelingt Nates Laptop – mitsamt seiner wichtigen Arbeit – zu zerstören, ist endgültig Schluss mit dem Ducken. Er liebt seine Brüder, aber ab sofort können sie jemand anderem auf die Nerven gehen. Nate wird ausziehen. Da trifft es sich super, dass ein gewisser Jordan auf der Suche nach einem Mitbewohner ist.
Er zögert nicht lang und stürzt sich ins WG Abenteuer. Dass sich Jordan am Ende als Mädchen entpuppt, das für ihr Filmstudium das sonnige LA hinter sich gelassen hat, sorgt freilich für ein paar Probleme mit seiner Freundin Sophie, aber Nate hat genug davon ständig das zu tun, was andere von ihm wollen und beginnt endlich Entscheidungen mal nur für sich zu treffen. Und warum sollte er nicht in einer WG wohnen wollen, in der er sich rundum wohl fühlt, in der er sich kreativ entwickeln kann und in der man seine Leidenschaft fürs Musikmachen versteht? Am Ende sollten ihn die Leute, die ihn lieben und die er liebt doch bei seinem Traum unterstützen...

Meine Meinung zu dem Buch ist eigentlich durchweg positiv. Es war mein Erstes von Kelly Oram, daher war es mir eine Freude ihren Schreibstil kennen zu lernen. Mir hat sehr gefallen wie leichtgängig und humorvoll, gleichzeitig aber auch nahbar und berührend sie schreibt. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Nate erzählt, sodass man besonders ihn sehr gut kennenlernen kann. Es war sehr erfrischend so eine YA-Story mal (nur) aus der Perspektive des männlichen Protagonisten zu erleben. Nate ist eigentlich ein ruhiger, sympathischer Kerl, der voll und ganz in seiner Schaffenskunst aufgeht. Aber weil er so nett und ruhig ist, lässt er sich auch allzu leicht von anderen manipulieren, bzw. tut alles, um es seinen Mitmenschen recht zu machen. Das wiederum ist nicht gut für ihn. Zwischenzeitlich bekommt man den Eindruck, er wäre ein Seil bei dem Tauziehen zwischen Sophie und seinen Brüdern Chris und Tyler, die sich gegenseitig nicht im Geringsten ausstehen können. Es gibt so viel Gezerre um seine Person, dass man im Grunde genommen kaum Gelegenheit bekommt mal zu hören, was Nates Wünsche sind. Das entwickelt sich erst, nachdem er Jordan begegnet.
Sie hört ihm zu und – viel wichtiger – respektiert seine Leidenschaft als das was sie ist, nämlich keine Fixe Idee, sondern eine Vision mit Potential. Denn Nate ist richtig gut in dem was er tut.
Allgemein hat mir Jordan sehr gut als Figur gefallen. Sie ist charmant und direkt, sagt geradeheraus was sie denkt oder fühlt, bleibt aber respektvoll und versucht nicht anderen ihre Meinung aufzudrängen. Ein riesiger Pluspunkt ist auch ihre Affinität für alles Filmische. In jeder Situation fällt ihr eine passende Filmanekdote ein und ich find schön, mit wie viel Liebe zum Detail Kelly Oram diese Leidenschaft ausgearbeitet hat. So entspricht jedes Kapitel einem Filmtitel und dadurch kommt eine ganz bunte Mischung aus älteren Klassikern, ikonischen Romcoms und dem ein oder anderen Geheimtipp zusammen. Einem Film- und Serienjunkie wie mir geht dabei absolut das Herz auf!
Ich fand aber auch, das Jordan – besonders im Vergleich zu Nate – relativ blass bleibt. Man erfährt natürlich einiges über sie, je weiter man in der Geschichte vorankommt und doch habe ich stellenweise etwas Tiefe vermisst. Mehr Details zu ihrem Werdegang, ihrer Vergangenheit, ihren Studienplänen... ich kann den Finger nicht drauflegen, aber irgendwas hat mir gefehlt. Vielleicht hätte es doch nicht geschadet, auch etwas aus ihrer Perspektive lesen zu können.

Sehr gelungen hingegen fand ich die Entwicklungen zwischen Jordan und Nate. Generell bin ich kein besonderer Fan von Handlungen, in denen einer der Protagonisten in einer Beziehung in die Geschichte startet. Hier kann man Nate und Jordan aber wirklich keinen Vorwurf machen. Mir hat gefallen, dass sie sich erst über Wochen als Freunde kennenlernen und einander überhaupt nicht romantisch betrachten. Auch wenn die Szenen an sich unangenehm ausgefallen sind, war Jordan sogar bemüht, sich mit Sophie anzufreunden.
Und nachdem es zum endgültigen Bruch mit Sophie kommt, vergehen wiederum einige Wochen, ehe Nate bemerkt, dass er sich zu Jordan hingezogen fühlt. Alles in allem kann man also durchaus mit den Beiden mitfiebern und ohne schlechtes Gewissen Sophie gegenüber auf ihr Glück hoffen.

Die Geschichte lebt außerdem von den zahlreichen sympathischen Nebenfiguren, von der sonderbaren Pearl, über Colin bis hin zu Nates Dad. Besonders sind natürlich auch Chris und Ty. Obwohl beide zu Anfang nur wenig Sympathiepunkte sammeln können, so machen sie doch eine tolle Entwicklung durch und erschleichen sich doch ihren Weg ins Leserherz.
Eine andere Hausnummer ist Sophie. Mit ihr hatte ich tatsächlich so einige Schwierigkeiten. Wie bereits erwähnt, mag ich Storys mit vergebenen Protagonisten nicht allzu sehr. Das liegt unter anderem daran, dass der ursprüngliche Partner gerne mal überzeichnet dargestellt wird, soll heißen: extra unsympathisch, damit man auch ja darauf hofft, dass er oder sie bald Geschichte sein wird.
Auch wenn ich Sophie nicht als überzeichnet empfunden habe, war sie in meinen Augen doch etwas zu gewollt unsympathisch dargestellt. Ganz zu schweigen von ihrer weiteren Entwicklung und dem Drama, das sie heraufbeschwört. Natürlich hat es die Geschichte ordentlich vorangetrieben, aber ich glaube einfach, alles in allem war mir das ein wenig zu viel des Guten.

Trotz dieser kleineren Kritikpunkte hat mich „If we were a movie“ absolut abholen können. Kelly Oram kreiert eine wundervolle Atmosphäre mit Charakteren, die einem ans Herz wachsen und eine Geschichte, die sich wunderbar runterlesen lässt. Das Buch hat alles, was ein gelungener, mitreißender Roman braucht und bekommt daher auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung.