Rezension

Deutsch-dänische Ermittlungen

Nordlicht - Die Spur des Mörders - Anette Hinrichs

Nordlicht - Die Spur des Mörders
von Anette Hinrichs

Bewertet mit 4.5 Sternen

In Flensburg wird ausgerechnet am Idstedt-Löwen, dem Symbol deutsch-dänischer Freundschaft, die Leiche des brutal zu Tode getretenen Karl Bentien gefunden. Eine Sonderkommission, der u. a. auch die deutsche Leiterin der Mordkommission Vibeke Boisen und der dänische Ermittler Rasmus Nyborg angehören, wird gebildet und die Spuren dies- und jenseits der deutsch-dänischen Grenze führen weit in die Vergangenheit. Die Suche nach dem Motiv soll das Team auf die Spur des Mörders bringen....

"Die Spur des Mörders" ist der zweite Fall aus der Krimireihe "Nordlicht" um das deutsch-dänische Ermittlerteam Boisen/Nyborg; und auch, wenn es sich problemlos erst hier in die Reihe einsteigen lässt, weckt dieser Krimi sofort Lust, den ersten Band schnellstmöglich nachzuholen.

Anette Hinrichs überzeugt durch hervorragende Recherche und widmet sich mit dieser Reihe einer doch eher ungewöhnlichen Ermittlertätigkeit: Eine grenzübergreifende Zusammenarbeit der Protagonisten aus mehreren Ländern, die natürlich auch zu speziellen Problemen führen kann, wie unterschiedlichen Meinungen über die Geschichte, führt den Leser auf ungewohntes Gebiet. Und auch die geschilderten Fakten über die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein und vor allem die Flüchtlingslager in Dänemark, in denen tausende Deutsche in und nach dem 2. Weltkrieg gestorben sind, thematisieren Dinge, von denen ich bisher noch nicht viel gelesen habe!
Sicher lassen sich einige der Geschehnisse auch im Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingsfrage übertragen und regen zum Nachdenken an.

Der Autorin gelingt es, vielfältige Spuren auszulegen und führt den Leser immer wieder an der Nase herum, bis es in einem fulminaten Showdown zur Auflösung des Falles kommt und sich die aufgebaute Spannung endlich entlädt.  

Die häufigen Schauplatz-Wechsel sind gut voneinander abgesetzt und peitschen die Handlung schnell voran; dabei gefallen mir die Orte der Handlung besonders gut.

Die unterschiedlichen Figuren sind überaus authentisch gezeichnet, mehrdimensional und entwickeln sich weiter. Dabei ist es sogar spannend, ihre Vergangenheit zu beleuchten, die eigene Dramen bereithält, ohne dass von der eigentlichen Krimihandlung dadurch abgelenkt wird. Mir gefällt es gut, dass es keine simple Einteilung in schwarz und weiß gibt, sondern auch die Sympathien schwanken können.

Da ich über die Geschichten der "falschen Fährten" gerne noch mehr erfahren hätte, ziehe ich letztlich einen halben Stern ab; auch diese waren so schlüssig, dass ich begierig auf weitere Hintergründe war.

Insgesamt hat mich das Buch nicht nur gut unterhalten, ich habe auch einiges lernen dürfen und freue mich sehr auf die weiteren Bücher der Reihe "Nordlicht".