Rezension

Die eigentlichen Themen gewinnen erst spät an Bedeutung

Für immer ein Teil von mir - Michelle Andreani, Mindi Scott

Für immer ein Teil von mir
von Michelle Andreani Mindi Scott

Bewertet mit 3 Sternen

"Für immer ein Teil von mir" handelt von Cloudy, die vor einem halben Jahr ihre beste Freundin Ashyln bei einem schweren Unfall verloren hat. Nach außen hin macht Cloudy unberührt weiter mit ihrem Leben, aber innerlich blockt sie das Thema Ashlyn komplett aus. Daher vermeidet sie auch den Kontakt zu Ashlyns Freund Kyle, mit dem sie selbst ein Geheimnis teilt, den sie aber selbst zu Lebzeiten ihrer Freundin störrisch ignoriert hat. Als sie von Ashlyns Mutter erfährt, dass sie mit drei Menschen in Kontakt steht, die nach Ashlyns Tod Organe von ihr erhalten haben, überwindet sie sich und bricht mit Kyle zusammen auf, um diese Menschen aufzusuchen...

Dieses Buch hat mich vorab vor allem angezogen, weil es für ein Jugendbuch interessante Themen wie Trauerbewältigung und Organspende enthält. Zudem sind dies auch Themen, die prädistiniert dafür sind große Emotionen zu erzeugen und das habe ich bei Jugendbüchern besonders gerne.

Daher war ich doch schnell enttäuscht, als ich merkte, dass die Emotionen in der Geschichte nicht wirklich aufkommen wollten. Und das Thema Organspende wird regelrecht ausgespart. Stattdessen wird im Endeffekt eine Liebesgeschichte erzählt, die auf einem Road Trip so manches Hindernis zu überwinden hat. Diese Thematik ist nicht grundsätzlich schlecht, aber hat weniger mit den Beweggründen für dieses Buch zu tun.

Die Figuren sind interessant gewählt, allen voran Kyle, der eine große Verletzlichkeit ausstrahlt und ein wahrer Gentleman ist. Er ist sicherlich auch ein großes Sensibelchen, aber damit ist er eigentlich die Figur, die mich emotional erreichen konnte. Sein Gegenpart der Cloudy ist dagegen eher unnahbar. Sie lässt weder ihre Mitmenschen noch uns Leser an sie ran, so dass sie öfters für mich ein Störfaktor in der Geschichte ist. Dennoch haben die beiden Chemie miteinander und mit Kyle ist Cloudy sicherlich auch die Cloudy, die man am ehesten mögen kann. Zudem gibt es noch die Nebenfiguren Zoe und Matty, die hervorragende Ergänzungen zu den beiden sind. Sie sind die wichtigen Helfer im Hintergrund, die der Geschichte auch eine gewisse Portion an Charme und Witz geben.
Der eigentliche Grund, warum aber die Emotionalität fehlt, ist der Verlauf der Handlung. Es gibt viele Momente, in denen die Geschichte vor sich hinplätschert, in der eher alberne Handlungen oder typisch jugendliche Nebensächlichkeiten eine Rolle spielen. Dann wiederum gibt es Momente, bei denen man das Gefühl hat, dass sie auf einen ganz starken Moment zusteuern, nur um dann abrupt abgebrochen zu werden. Das heißt in der Zusammenfassung: viel Nebensächliches und wenn es wichtig wird, wird es nicht sauber zuende erzählt.

Das Ende wiederum kann dann endlich das liefern, was ich mir in Teilen erwartet hatte. Endlich werden große Gefühle ausgespielt, so dass man mit beiden Hauptfiguren intensiv mitfühlen kann. Es wird einfach Trauerbewältigung par exellence geboten. Zudem kommt das Thema Organspende auch noch mal kurz auf, so dass ich mich letztlich im Guten von diesem Jugendbuch verabschieden konnte.

Fazit: Die großen Emotionen bietet das klassische Jugendbuch "Für immer ein Teil von mir" leider nicht. Dafür plätschert das Geschehen zu lange vor sich hin und potenziell emotionale Momente werden nicht genutzt, sondern ausgebremst. Erst am Ende war die Verbundenheit da und dann auch richtig. Aber letztlich fehlt durch die Mängel in den ersten zwei Dritteln das Zeug um aus der Masse der Jugendbücher hervorzustechen.