Rezension

Die Worte der weißen Königin

Die Worte der weißen Königin - Antonia Michaelis

Die Worte der weißen Königin
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 4 Sternen

Der zehnjährige Lion wächst bei seinem Vater auf, seit seine Mutter vor Jahren die Familie verlassen hat. Als Lions Vater seine Arbeitsstelle verliert, wird plötzlich alles anders. Er fängt an zu trinken und schlägt Lion immer öfter. Er sperrt ihn in den kalten Keller. Eines Tages kann Lion es nicht mehr ertragen und läuft davon. Er hat ein Ziel: er möchte nach Berlin. Dort liegt die weiße Königin im Krankenhaus. Die weiße Königin ist eine alte Dame, die ihm und anderen Kindern früher in der Kirche Geschichten vorgelesen hat. Er möchte die Worte der weißen Königin wieder hören. Bei seiner Reise wird er von einem Seeadler begleitet; seinem einzigen Freund.
* Meine Meinung *
Eine bewegende Geschichte für Kinder und Jugendliche ab 14 Jahren. Es geht um einen zehnjährigen Jungen, der von seinem alkoholkranken Vater geschlagen wird. Der Junge sucht Zuflucht in den Geschichten einer alten Dame, die in der Kirche aus Büchern vorliest. Die Worte helfen dem Kind, in eine bessere Welt zu flüchten. Dort lebt auch Olin, seine Schwester. Immer, wenn Lion Hilfe braucht, sind Olin und sein Seeadler zur Stelle.
Das Buch läßt sich trotz der ernsten Thematik sehr flüssig lesen. Die Handlung ist nachvollziehbar und strukturiert aufgebaut. Die Gefühle des Jungen werden sehr deutlich und klar beschrieben.
Antonia Michaelis hat einen ganz eigenen Schreibstil. So ist zum Beispiel die Fantasie-Schwester Olin immer irgendwie präsent, obwohl der Leser genau weiß, daß sie doch eigentlich nur in Lions Fantasie wirklich existiert.
Sehr gut gefallen hat mir auch die tiefe Freundschaft zwischen dem Jungen und dem Adler. Sie vermittelt die Botschaft, daß Tiere unsere Freunde sind und mit Respekt behandelt werden sollten.
Auch das Ende finde ich für ein Kinder- bzw. Jugendbuch sehr gelungen. Zwar ist es wegen seiner Einfachheit irgendwie unglaubwürdig, aber wenn man sich klarmacht, daß man ein Kinderbuch vor sich hat, dann ist dieses „Happy End“ doch angebracht. Jungen Lesern sollte durch ein realistischeres Ende nicht gleich der Spaß am Lesen genommen werden.