Rezension

Dieses Buch lässt einen nicht kalt

Mercy Seat - Elizabeth H. Winthrop

Mercy Seat
von Elizabeth H. Winthrop

Bewertet mit 4 Sternen

»Gabes Frage während des Abendessens fällt ihm wieder ein: Tut es weh? Und dann denkt er an das plötzliche Aufbäumen und den dumpfen Schlag, die Gänsehaut und das Anschwellen, das Zusammensinken und den aufsteigenden Rauch, all die Dinge, für die er heute Nacht verantwortlich ist.«

Louisiana im Jahr 1943. In einer kleinen Stadt kommt ein Lieferwagen mit einem elektrischen Stuhl an, auf dem ein junger Mann sterben soll. Sein Vergehen ist, dass er schwarz ist und ein junges, weißes Mädchen liebt. Ihr Vater überraschte beide beim Liebesspiel und nun soll der achtzehnjährige Will wegen Vergewaltigung hingerichtet werden. Vor Gericht stand die einsame Aussage Wills gegen die der anständigen weißen Bürger und seine Freundin, die theoretisch für ihn hätte aussagen können, brachte sich nach seiner Inhaftierung um.

 

Das Buch erzählt aus verschiedenen Perspektiven den Tag der Hinrichtung. Dabei wird mehr als deutlich, dass alle wissen, dass das Urteil falsch ist. Angefangen vom Bezirksstaatsanwalt, über den Sheriff, einen Geistlichen und diverse Einwohner der Stadt bis letztlich sogar zu den Wutbürgern, denn die mussten bestimmte Hebel ziehen, um das von ihnen gewünschte Urteil zu erhalten. Für einen weißen Jungen in einem vergleichbaren Fall wäre wohl nie die Höchststrafe verhängt worden und dieser Fakt ist selbst den Leuten klar, die Will für einen Vergewaltiger halten.

 

Wie erlebt man nun diesen letzten Tag, wenn man von einem schlechten Gewissen geplagt wird? Oder von Wut oder Verzweiflung wegen der schreienden Ungerechtigkeiten auf dieser Welt? Wie erlebt Will diesen Tag, vor dem er sich einerseits fürchtet, der aber auch ein Ende seiner Qualen in Aussicht stellt?

 

Die kurzen Kapitel mit ständig wechselnden Perspektiven fesseln ans Buch, obwohl man gleichzeitig merkt, wie sehr man in einen Strudel aus Hass und Verzweiflung hineingezogen wird. Ich hätte abwechselnd schreien und weinen können, das Buch ist extrem intensiv und berührt zutiefst, zumal es auch noch auf einem wahren Fall beruht. Alles andere als eine entspannende Lektüre, aber aufgrund der Rassismus-Thematik leider immer aktuell und lesenswert.

 

Fazit: Extrem intensiv und berührend, dieses Buch lässt einen nicht kalt.