Rezension

diesmal etwas ernster

Wind aus West mit starken Böen
von Dora Heldt

Bewertet mit 5 Sternen

Ich kenne die Romane von Dora Held eigentlich als sehr witzige Bücher, etwas oberflächlich, aber nett und sehr unterhaltsam. In diesem Buch schneidet die Autorin ein etwas ernsteres Thema an und ich muss sagen, dass mir die etwas ernstere Dora Held gut gefallen hat.

Katharina ist eine Frau Mitte 40, beruflich erfolgreich und in einer festen, aber wenig spektakulären Beziehung. Man lebt so dahin, fühlt sich wohl, aber das richtige Kribbeln hat sich nie ganz eingestellt. Katharina hat schon in verschiedenen Berufen gearbeitet, momentan arbeitet sie in einem Büro, die Recherchen in verschiedenen Bereichen betreiben. Als sie einen Auftrag von dem berühmten holländischen Autor, Bastian de Jong, erhält, der einen neuen Roman von der Insel Sylt schreiben will und nur die Recherchen von Katharina akzeptiert, die selbst auf dieser Insel aufgewachsen ist, will Katharina erst ablehnen, da die Insel zu viele Erinnerungen für sie birgt, die sie nie richtig verarbeitet hat und die sie zu einer wenig spontanen und immer kontrollierten Frau werden ließen. Letztendlich erklärt sie sich aber doch bereit und erlebt sich nach vielen wichtigen Ereignissen neu.

Ich fand diesen Roman ausgesprochen unterhaltsam und war doch überrascht, dass Dora Held sich solcher Themen in ihrem Roman annimmt. Katharina wird als verletzliche Frau dargestellt, die durch emotionale Erlebnisse in ihrer Jugend einen negatives Selbstbild aufgebaut hat. Ihre flippige Mutter , die mit ihrem Vater schon früh die Insel Sylt verlassen hat , um sich auf Mallorca ein neues leben aufzubauen, kleidete ihre Kinder in selbstgenähte bunte Sachen, obwohl Jeans und T-Shirt angesagt waren. Nie wurde sie von der angesagten Clique akzeptiert und als der von ihr angehimmelte Hannes sie in Kiel wiedertrifft und eine 6 jährige Beziehung mit ihr beendet, weil er eine andere Frau geschwängert hat, ist für Katharina klar, dass sie irgendwie nicht "richtig" ist. Sie stürzt sich in verschiedene Berufe, die sie alle mit Bravour meistert und lebt ein kontrolliertes Leben, bis hin zu ihrer Partnerschaft, in der es auch nie zu überbordenden Gefühlen kommt. Kopflos zu sein, spontan etwas zu tun oder Gefühle zu zeigen verunsichern Katharina und so lebt sie kontrolliert ein langweiliges Leben.
Ich fand es sehr schön mitzuerleben, wie die selbstbeherrschte Katharina nach und nach ihre Vorbehalte und Sicherheiten fallen lässt und endlich anfängt zu leben. Auch die Schilderungen der Sylter " Familie " und Katharinas Annäherung an ihre Schwester, haben mir gut gefallen. Ich habe so manches Mal gedacht,in diesem Haus würdest du gerne mal Urlaub machen ".
Diese Schilderungen haben mich dann auch sehr an die Vorgängerbände dieser Autorin erinnert.

Der Schreibstil ist, genauso wie in den Vorgängerbänden sehr unterhaltsam und Dora Held hat einfach ein Händchen dafür, ihre Figuren sehr liebevoll und interessant zu zeichnen, dass man ihnen während des Lesens immer näher kommt und wie ich vorhin schon beschrieben haben , am liebsten mitten unter ihnen sein möchte.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Dass dies keine hohe Literatur ist wissen Dora Held Fans, doch es macht einfach Spaß mit den Dora Held Bücher zu entspannen und sich ins windige und schöne Sylt versetzen zu lassen, eine Insel, die ich sehr liebe und schon oft besucht habe.

Ich freue mich schon auf einen weiteren Roman dieser Autorin und bleibe ihre treue Leserin.