Durchwachsen
Bewertet mit 3 Sternen
Ein falsches Wort – Vigdis Hjorth
Vordergründig geht es um zwei Ferienhütten, um einen Erbschaftsstreit nach dem Tod des alten Vaters. Nach und nach jedoch wird klar, dass es in diesem Roman um etwas ganz anderes geht. Ein düsteres Familiengeheimnis und toxische Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern.
Die Ich-Erzählerin Bergljot, die bereits vor Jahrzehnten weitestgehend den Kontakt zur Familie abgebrochen hat, braucht etwa bis zur Hälfte der Geschichte, bis sie mit dem Geheimnis herausrückt, das sie damals dazu veranlasste. Ein wirklich schweres, bedrückendes Thema.
Leider ist Bergljot nicht unbedingt eine sympathische Protagonistin. Sie scheint sehr auf sich selbst bezogen zu sein und entwickelt trotz aller Anteilnahme im Laufe des Romans einen gewissen Nervfaktor.
Vigdis Hjorth hat fraglos einen hervorragenden Schreibstil mit Sogwirkung. Man ist schnell gefesselt und verfolgt gespannt die Handlung. Viele Wiederholungen verdeutlichen sehr gut Bergljots innere Kämpfe und Zerrissenheiten. Trotz allem tritt der Roman etwas auf der Stelle. In der Gegenwart geschieht kaum etwas. Es werden immer wieder dieselben jahrzehntealten Kämpfe ausgefochten – ohne Ergebnis, denn keine einzige Figur weicht auch nur einen Millimeter von seiner Position ab. Zermürbend. Gerade gegen Ende wird es offensichtlich, dass dieser Roman wohl auch mit der Hälfte der Seiten ausgekommen wäre.
Dennoch ein wichtiges Thema, ein toller Schreibstil und eine interessante Beleuchtung dieser zerrütteten Familienbande. 3 Sterne.