Rezension

Ein absoluter Pageturner und ein ganz besonderes Lesehighlight!

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit - Ken Follett

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
von Ken Follett

Bewertet mit 5 Sternen

Ken Follett ist ein Meister der Erzählkunst! Ich habe seinen Roman „Die Säulen der Erde“ vor Jahren gelesen und geliebt und bin mit seinem Prequel Kingsbridge auch wieder voll abgeholt worden. Ein bildgewaltiger Roman, mit außerordentlich starken und polarisierenden Charakteren! Was für ein Lesegenuss!

Combe, England 17. Juni 997. Voller Vorfreude wartet der 18-jährige Bootsbauer Edgar im Morgengrauen am Strand von Combe auf seine große Liebe Sungifu um mit ihr gemeinsam durchzubrennen, als er plötzlich von Weitem eine Armada von Drachenbooten auf sich zukommen sieht. Sein frühzeitiger Alarm rettet viele Menschenleben, doch zu seinem Leidwesen nicht das von seiner Geliebten. Wikinger morden, plündern und zerstören fast die ganze Stadt. Auch seine Familie bleibt nicht verschont. Sein Vater wurde niedergestreckt und die Werft gleicht einem Trümmerfeld. In Drengs Ferry, einem kleinen Dorf im Landesinnerinnen, versucht er sich mit seiner Mutter und seinen zwei Brüdern eine neue Existenz aufzubauen und für alle wird es ein Kampf ums Überleben. Diese Sorgen haben einige vermögende und einflussreiche Menschen in der nahegelegenen Stadt Shiring nicht. Sie kämpfen um Macht, Reichtum und Anerkennung ihrer Rechte. Zu ihnen gehören die temperamentvolle normannische Grafentochter Ragna von Cherbourg, der kluge und vorrauschauende Mönch Aldred und der gewissenlose und gerissene Bischof Wynstan.

Ken Follet ist mit „Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit“ wieder ein 1017-seitiges Meisterwerk gelungen! Sein Schreibstil ist wie immer unglaublich fesselnd, atmosphärisch, spannend und leicht zu lesen. Man fühlt sich sofort zurückversetzt in die Dunkle Zeit, in der die Lebensumstände der Menschen geprägt wurden durch einen stetigen Überlebenskampf, Entbehrungen, Mühseligkeit, Unterdrückung, Ausbeutung und Krieg. Alle dies hat der Autor emotionsvoll und unglaublich bildlich in seiner Geschichte zum Leser transportiert. Es war ein ganz besonderes Erlebnis in den vier Teilen „Die Hochzeit“, „Der Prozess“, „Der Mord“ und „Die Stadt“ mitzuverfolgen, welche Hochs und Tiefs die faszinierenden Charaktere durchmachen mussten und wie aus dem kleinen Dorf Drengs Ferry die aufstrebende und florierende Stadt Kingsbridge wurde. Alle vier Hauptprotagonisten sind gleichwertig reizvoll und ihre Handlungen, Empfindungen, Antriebe und Leiden haben bei mir Bewunderung, Abscheu, Entsetzen, Mitleid und Wut ausgelöst.

Ragna ist eine selbstbewusste, starke, leidenschaftliche und gerechtigkeitsliebende Frau, deren Markenzeichen ihre rote Lockenpracht und ihre Schönheit ist. Sie verdreht nicht nur Wilwulf, dem Adlermann von Shiring den Kopf, sondern schafft es auch durch ihre Offenheit, Hilfsbereitschaft und ihr intuitives und kluges Handeln und Urteilsvermögen, die Menschen für sich einzunehmen. Ich habe die ganze Zeit ihren Kampfgeist bewundert und mit ihr mitgelitten, als ihr Stolz verletzt und sie gedemütigt, ausgetrickst und missbraucht wurde. Nicht ganz unschuldig daran ist der überaus intrigante, selbstsüchtige und skrupellose Bischof Wynstan, der mich unglaublich polarisiert hat und den perfekten Antisympathisant verkörperte. Mein Gott was habe ich mich über ihn aufgeregt und ihn oft zum Teufel gewünscht. Ein Mann, der unheimlich durchtrieben, manipulierend und nur auf seine Vorteile aus ist. Den Leuten, die ihm in die Quere kommen, wirft er ihr Leben lang nur noch Steine in den Weg. Unheimlich gut gefallen hat mir auch Edgar, der ein wahrer Erfindergeist und ganz besonders feinfühliger Mensch ist. Durch seine schnelle Auffassungsgabe, seine Lernfähigkeit, sein handwerkliches Geschick und seinen Ideenreichtum stellt er sich jeder Herausforderung. Lange musste man darauf warten, dass ihn auch noch einmal das Glück der Liebe erfüllt und er auf eine hoffnungsvolle Zukunft blicken darf. Doch auch Aldred, ein sehr belesener und idealistisch eingestellter Mönch, der klug, mutig und vorrausschauend ist, hat mich begeistert. Bewundernswert, wie er immer wieder Niederlagen eingesteckt und stetig einen Ausweg aus verzwickten Situationen gefunden hat. Viele weitere Charaktere bereichern noch die Geschichte, zu denen auf jeden Fall Gytha und Wigelm gehören, die mich mit ihrer Falschheit, Gehässigkeit und Gewaltbereitschaft zur Weißglut gebracht haben.

Mein Fazit:

„Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit“ ist einfach nur von außen und innen wunderschön!!! Ein Eyecatcher und eine unglaublich fesselnde Geschichte! Von mir erhält dieser historische Roman eine unbedingte Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne!