Rezension

Kingsbridge, als es noch nicht Kingsbridge war

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit - Ken Follett

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
von Ken Follett

Bewertet mit 4 Sternen

~~Ken Follett gehört zu den Altmeistern des historischen Schmökers. Seine "Säulen der Erde" wurden auf der ganzen Welt millionenfach verkauft und später auch verfilmt. Ähnlich Tolkien für die Fantasy ist Follett in seinem Genre einer, dessen Romane man zum Vergleich heranzieht, wenn man die Qualität anderer Autoren und ihrer Bücher misst. Mit zwei Nachfolgeromanen hatte er sein Kingsbridge in den Köpfen der Leser manifestiert und man kehrte immer wieder mit Vergnügen in diese Stadt zurück. Kein Wunder, dass es Follett erneut nach Kingsbridge gezogen hat. Diesmal handelt es sich aber um ein sogenanntes Prequel, denn wir landen in einer Zeit, als Kingsbridge noch nicht das große Kingsbridge war sondern noch ein kleines unscheinbares Dorf namens Dreng's Ferry.

 Was mir gefallen hat?

 Follett gibt in seinem neuen Buch den einfachen Leuten und ihrem Leben Ende des ersten Jahrtausends viel Raum. Auch wenn aus der damaligen Zeit wenig Genaues bekannt ist, so hatte ich doch das Gefühl, dass der Autor gut recherchiert und Faktenlücken plausibel geschlossen hat. Die Herrscher und Reichen und auch die Kirche spielen natürlich auch eine Rolle aber es geht wohltuend mal nicht hauptsächlich um sie.

 Mit Ragna, der Frau des amtierenden Aldermanns, und Edgar, einem jungen blitzgescheiten Handwerker, hat er zwei Hauptdarsteller geschaffen, die einem schnell ans Herz wachsen und deren Leben man gerne und neugierig folgt.

 Es gibt mehrere sehr starke Nebenfiguren. Allen voran den Mann von Ragna und dessen zwei machtbesessene hinterhältige Brüder. Mehr als einmal lehren sie unsere Helden das Fürchten und lange Zeit scheint es, als könnten sie jede Schandtat ohne Gefahr auf Strafe begehen.

 Der Spannungsbogen ist von Anfang an sehr hoch und das Buch liest sich trotz seines nicht unbeträchtlichen Umfangs flugs und ohne Längen weg.

 Was mir nicht gefallen hat?

 Vor allem bei den Bösewichten fehlen mir die wirklichen Facetten. Ihre Handlungen sind einfach durch und durch mies und bis zum Finale gebietet ihnen niemand Einhalt, was wirklich irgendwann nervt. Und am Ende kippt das Ganze dann plötzlich und eitel Sonnenschein und Harmonie zieht in Kingsbridge ein. Das ist zwar nett zu lesen aber ich finde, da hat Ken Follett es zu gut mit uns Lesern gemeint. Wir hätten ein etwas realistischeres Ende auch verkraftet.

 Fazit: Ein empfehlenswerter Histo-Schmöker, der sich sehr gut liest aber ein paar Schwächen im Abgang hat.