Rezension

Ein Buch für Liebhaber rätselhafter Charaktere und mysteriöser Abenteuer.

Die Insel - Manuela Martini

Die Insel
von Manuela Martini

Bewertet mit 3 Sternen

„Manchmal braucht man eben irgendein Hilfsmittel, einen Anlass, damit man sich endlich auf den Weg in sein eigenes Leben macht.“ Seite 62

Hannah hat nach ihrem Schulabschluss ihre Heimat und ihre Familie für ein Jahr hinter sich gelassen und  genießt ihr unabhängiges neues und aufregendes Leben als Backpackerin in Australien.Inspiriert von einem Tagebuch ihrer Mutter, fiel es ihr nicht schwer, der Sehnsucht nach der Ferne nachzugeben und die ersten wackeligen Schritte in die eigene Selbständigkeit zu machen. Zusammen mit ihrer Freundin Nicki hält sie sich mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser. Doch dann bekommen beide ein sehr verlockendes Angebot: einen Job auf einer Perlenfarm, die sich auf einer Vulkaninsel befindet, mitten im türkisblauen Pazifik. Hannah ahnt nicht, wie trügerisch diese Idylle ist, bis sie bei einer Entdeckungstour auf einen verlassenen Bunker stößt und dort sehr mysteriöse Worte entdeckt, die dank des Tagebuchs ihrer Mutter zu einem unheimlichen Begleiter ihrer Reise geworden sind: Mete bab ou alatranp – Prepare for what is coming!

Auch der Leser dieser Geschichte sollte gut vorbereitet sein, denn er wird ohne große Erklärungen, in eine laufende Handlung geworfen, in der er Hannah und Nicki kennenlernt. Was beide bewogen hat, ihr gewohntes Leben hinter sich zu lassen und in die Welt hinaus zu ziehen, wird dem Leser erst nach vielen gelesenen Seiten klar. Kleine rückblickende Sequenzen erzählen Bruchstücke aus Hannahs bewegter Vergangenheit und irgendwie scheint es so, als müsse nicht nur der Leser diese verteilten Stücke zusammensetzen. Auch Hannah wirkt etwas zerrissen und während ihrer Reise versucht sie, viele Ereignisse aus ihrem vergangenen Leben zu verarbeiten. Umso schwieriger ist es auch, ein Gefühl für die Geschichte und die Charaktere zu bekommen, weil viele Fragen aufkommen, die erst nach einigen Kapiteln oder gar nicht beantwortet werden.

Manuela Martini hat einen ganz eigenen Erzählstil, der manchmal etwas verwirrend ist. Sie bedient sich mehrere Perspektiven, aus denen sie erzählt. Obwohl eine alles wissende Erzählerin über die Ereignisse dieser Geschichte berichtet, teilt Hannah dem Leser ihre Gedanken und Emotionen selbst mit. Nach einigen Passagen und nachdem ich mich an den manchmal etwas holprigen und einfach gehaltenen Stil gewöhnt habe, bekam ich eine faszinierende Kulisse geboten. Eine wunderschöne und zugleich sehr mysteriöse Vulkaninsel, auf der viele Gefahren lauern. Die Handlung wirkt nun viel interessanter und besser aufgebaut. Neue Charaktere gilt es kennenzulernen, bei denen man sich niemals zu sicher sein darf. An denen man immer wieder zweifelt, ob man ihnen vertrauen darf. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Manuela Martini über ihre eigens kreierten Thriller-Elemente stolpert und es mir als Leser nur noch schwer möglich war, ihren Ideen mit Interesse zu folgen.

Hannah ist für mich ein sehr schwieriger Charakter, weil fast alles an ihr widersprüchlich ist. Martini benutzt Hannah, um eine düstere Atmosphäre zu erschaffen, in dem sie ihre literarische Figur sehr ängstlich und unsicher gestaltet. Für Hannah lauern hinter jedem Ereignis, jeder Person und jedem gesprochenen Wort Gefahren. So erzeugt sie ungewollt eine Spannung, die mir persönlich etwas zu künstlich war. Widersprüchlich empfand ich Hannah, weil sie einerseits so wachsam und misstrauisch ist, und anderseits völlig naiv auf Menschen und wirklichen Bedrohungen zusteuert. Dort hat sie einfach ihr Gefühl für Gefahren abgelegt.

„Die Insel“ von Manuela Martini ist ein Auftakt zu einer Reihe, bei dem sich vor allem jüngere Leser angesprochen fühlen sollten, die es lieben, mysteriöse und rätselhafte Charaktere und ihre Abenteuer zu erleben.