Rezension

Ein Double zwischen den Fronten

Die falsche Patrizierin - Susann Rosemann

Die falsche Patrizierin
von Susann Rosemann

Bewertet mit 5 Sternen

~~Ulm 16. Jh. Lailas Vater ist Buchbinder und kann seiner Familie stabile Lebensverhältnisse bieten. Eines Tages verliert er durch Schulden sein Geschäft und verlässt die Familie ohne ein Wort, wodurch sich das Leben von Laila, ihrer Mutter und das ihres Bruders drastisch verändert und sie fortan als arme Leute gelten. Laila schließt sich einer Schaustellergruppe an, um ihrer Familie mit Geld zu unterstützen. Sie zieht als Flötistin mit den Gauklern durchs Land, bis ihr der Aufgabe angetragen wird, als Doppelgängerin von Dietlinde, der Schwiegertochter einer reichen Familie, bei einer Tanzveranstaltung aufzutreten. Als Dietlinde nach einem Fenstersturz tot aufgefunden wird, wird Lailas Auftrag verlängert und sie zieht in das Patrizierhaus der Witwe Kyrilla Nehlin ein, denn sie braucht das Geld. Selbst die Dienstboten erkennen den Irrtum nicht, dass es sich bei Laila um eine Doppelgängerin handelt – oder aber sie wollen es nicht wissen. Alles in der Familie ist seltsam und berechnend. Laila beginnt so nach und nach die Zusammenhänge zu verstehen und begibt sich dabei selbst in Gefahr. Wird sie das Haus der Nehlins je verlassen können?

Susann Rosemann hat mit ihrem Roman „Die falsche Patrizierin“ einen sehr spannenden, fast krimihaften historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist sehr bildhaft, flott und sehr schön zu lesen. Schnell wird der Spannungsbogen aufgebaut, der sich innerhalb der Geschichte immer weiter steigert bis zum Finale. Schon während des Prologs wird der Leser ins Mittelalter katapultiert und findet sich in Lailas Welt wieder, um sie als Beobachter ein Stück des Weges zu begleiten. Die Autorin erzählt ihre Geschichte so spannend und unterhaltsam, dabei lässt sie dem Leser aber auch die Freiheit, eigene Mutmaßungen anzustellen und sich verschiedene Szenarien vorzustellen. Erst nach und nach treten die Beweggründe der einzelnen Protagonisten hervor und lösen das Geheimnis um ihr merkwürdiges Verhalten. Die Charaktere sind sehr vielfältig und detailliert ausgestaltet. Laila ist noch eine junge Frau, als die Familie durch den plötzlichen Weggang in die Armut rutscht. Doch Laila beißt sich durch, macht mutig den Schritt in die Unabhängigkeit und begibt sich auf Wanderschaft mit zwielichtigen Gesellen, die zwar zur damaligen Zeit für die Unterhaltung aller sorgten, doch trotzdem nie wirklich als vertrauenswürdig und angesehen galten. Doch Laila wagt diesen Schritt, denn sie will ihre Familie unterstützen. Kyrilla ist eine herrische und machtbesessene Frau, die alles an sich reißt und nur ihre eigenen Ziele verfolgt. Jeder in ihrer Nähe lebt gefährlich. Ihr Sohn Maxim ist erst mehr oder weniger das Schoßhündchen seiner Mutter, er kann sich ihr gegenüber nicht durchsetzen. Doch innerhalb der Handlung entwickelt sich sein Charakter immer mehr, wird regelrecht sympathisch und liebenswert. Die Verwicklungen der einzelnen Personen mit- und untereinander sind sehr interessant herausgearbeitet, und als Leser fiebert man der Auflösung des Puzzles regelrecht entgegen.

„Die falsche Patrizierin“ ist ein Historienkrimi der besonderen Art mit hohem Unterhaltungsfaktor. Die Autorin hält die Spannung bis zum Schluss sehr hoch und kann damit begeistern. Eine absolute Leseempfehlung für unterhaltsame und kurzweilige Lesestunden!

Kommentare

gaby2707 kommentierte am 11. Juli 2017 um 10:21

Vielen Dank für die Rezi. Das Buch hatte ich auch schon mal in der Hand. Nun wandert es auf meine Wunschliste.