Rezension

Ein ehrlicher Roman über Freundschaft

Meine amerikanische Freundin - Michèle Halberstadt

Meine amerikanische Freundin
von Michèle Halberstadt

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Freundinnen, die eine in Amerika, die andere in Paris. Es trennen sie viele Kilometer und unterschiedliche Leben, aber dennoch sind sie Freundinnen. Wie tief die Freundschaft ist, wird klar, als Molly, die amerikanische Freundin ins Koma fällt und erst nach Wochen wieder aufwacht. In dieser Zeit schreibt ihr ihre französische Freundin Briefe, in denen sie über ihr jetziges Leben, aber auch der vergangene gemeinsame Leben erfährt. So wird Molly für den Leser immer lebendiger. Die Briefe schickt sie nie ab, es ist eher so eine Art Tagebuch. Aber wirklich geprüft wird die Freundschaft, als Molly wieder aufwacht. Denn sie ist nicht mehr die gleich Person wie vor dem Koma.

Der Roman zeigt auf ruhige Weise, wie Freundschaften zwischen Frauen funktionieren können: Vorbehaltlos und mit einer Tiefe, die man sonst zu kaum einen Menschen hat. Es sind zwei sehr unterschiedliche Frauen, die Französin mit Kindern und Mann, die Amerikanerin Single. Beide beruflich erfolgreich. Dennoch sie ergänzen sich sehr gut und brauchen auch einander.

Der Roman wird nur aus der Sicht der französischen Freundin erzählt. Dennoch erhält man über beide Frauen ein sehr gutes Bild. Die Briefe der Französin sind ehrlich. Ihre Gefühle sind nachvollziehbar und ich konnte mich sehr gut in die Schreiberin hineinversetzen. Gerade als klar wird, wie sehr sich Molly verändert hat, wie schwer es ihr fällt wieder ins Leben zu finden und wie sehr ihre Freundin dadurch auch leidet, konnte ich mit den beiden Frauen mitfühlen. Die Autorin erschaffte glaubwürde Charaktere mit Stärken und Schwächen. Passend dazu der Schreibstil, gut zu lesen und viel Schörkel.

Ein Roman den ich sehr gern gelesen habe, der mich mitgenommen hat und nachdenklich gemacht hat. Ein kurzer Roman und trotzdem sehr intensiv. Empfehlenswert.