Rezension

Ein einschläfernder Roman

Die Träumenden - Karen Thompson Walker

Die Träumenden
von Karen Thompson Walker

Karen Thompson Walker behandelt in diesem Roman eine epidemische Katastrophengeschichte, in welcher es in einer Kleinstadt in Kalifornien gehäuft zu Fällen von plötzlich einschlafenden Menschen ohne Erwachen kommt. Tja und damit ist leider auch schon so ziemlich alles zum Inhalt gesagt. 

Die Autorin nutzt zum Beschreiben dieser Situation einen sehr störenden abgehakten Telegrammstil des Schreibens. Sie benutzt als Erzählzeitform ausschließlich Präsens in Verbindung mit einfach Hauptsätzen, die mitunter ein Fünftklässler erstellen kann. Stets hämmert die Subjekt-Prädikat-Objekt-Maschinerie voran, ohne eine Nähe zum Inhalt zuzulassen. Das gesamte Buch verbleibt in einem Stil, der an Nachrichtenmeldungen, die mit dem Leser nichts zu tun haben, erinnern lassen. Dies ist jedoch kein gezielt eingesetztes Stilmittel, wie aus anderen Büchern bekannt. Es ist zu vermuten, dass die Autorin es nicht anders kann. 
Inhaltlich berichtet das Buch von verschiedenen Personen innerhalb der Gemeinde, genauso wie die Außenwirkung der Geschehnisse durch „Fake News“- und Verschwörungstheorien-Kapitel kurz aufgegriffen wird. Die Hauptcharaktere - sofern man diese erst einmal identifiziert hat - bleiben farblos und unpersönlich. Es entsteht keine emotionale Nähe zu den Protagonisten, die wie Statisten wirken. Empathie kann hier nicht aufkommen. Dies könnte man als gewollt hinstellen, wenn die Geschichte des Virus/des Träumens/der Stadt/der Katastrophe/etc. dann wenigstens verfangen würde. Dem Leser bleibt jedoch verschlossen, wohin die Autorin möchte. Sie nimmt ihn nicht mit und lässt ihn wie alle anderen einschlafen. Der Plot bleibt durch das komplette Buch hinweg eine lauwarme Epidemie-Geschichte. Erhoffte Auflösungen bleiben aus und lassen den Leser ratlos zurück. Viele Allgemeinplätze werden mit der Gießkanne verteilt. Manche Kapitel sind vollends redundant. Ein Kapitel beginnt sogar mit dem Satz: „Nun nehmen die Ereignisse Fahrt auf...“. Ganz ehrlich, wenn eine Schriftstellerin mir dies auf dem Silbertablett präsentieren muss, weil ich es sonst gar nicht bemerkt hätte und sie dann nicht mal ihr Versprechen hält, stimmt etwas nicht mit dem Buch. Es existiert so gut wie gar kein Spannungsaufbau über die mitunter sehr kurzen Kapitel hinweg. Inhaltlich wird das Buch zum Ende hin immer esotherisch-schwafeliger. Die Autorin, welche vorab daraufhinweist, dass sie zwei Mädchen in der Zeit des Buchverfassens geboren hat, platziert die Freuden und Dankbarkeit der Elternschaft zuhauf im Buch, sodass es den Leser nicht zum Nachdenken, sondern zum Abschalten anregt.
 
Insgesamt kann ich dieses Buch nicht empfehlen. Der Roman wirkt bei zunächst interessanter Grundidee dann schnell einschläfernd. Ich wollte zuletzt einfach nur noch, dass es endlich vorbei ist.