Rezension

Ein lebenskluger Roman

Unsere glücklichen Tage - Julia Holbe

Unsere glücklichen Tage
von Julia Holbe

Bewertet mit 4 Sternen

Zufällig läuft Elsa ihre Jugendfreundin Marie über den Weg. Eine Begegnung, die die Vergangenheit wieder an die Oberfläche spült und die Erinnerung an den letzten gemeinsamen Sommer wach werden lässt. Die glücklichsten Tage in Elsas Leben. Sommertage, die die Freundinnen, Elsa, Fanny, Marie und Lenica, in dem Ferienhaus von Elsas Eltern an der französischen Küste verbrachten. Aber auch der Sommer, in dem Elsa Sean traf, ihre große Liebe, die sie bis heute nicht vergessen hat. Es war ein magischer Sommer, dessen Ende eine Wendung nahm, die sie alle nicht kommen sahen. Es sollte der letzte Sommer sein, den sie gemeinsam verbrachten. Über viele Jahre hinweg hatten die Freundinnen keinen Kontakt zueinander. Nun scheint es an der Zeit, sich endlich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Elsa, Marie und Fanny fahren zusammen in das Haus an der Küste, um die verlorenen Jahre nachzuholen. Doch dann steht auch Sean unerwartet vor der Tür und stellt, wie damals, alles auf den Kopf.

Unsere glücklichen Tage erzählt von einem unvergesslichen Sommer, den die Freundinnen auf ihrem Felsen am Meer verbringen. Lenica wohnt in dem französischen Küstenort und erwartet Elsa, Marie und Fanny wie jedes Jahr in den Ferien. Die jungen Frauen nehmen das Haus in Beschlag, trinken, essen und faulenzen in der Sonne. Bis Lenica eines abends ihren Freund aus Kindheitstagen, Sean, mitbringt. Zwischen ihm und Elsa gibt es sofort eine magische Anziehungskraft. Doch was verbindet Sean und Lenica?

Seitdem ist viel Zeit vergangen. Elsa ist mittlerweile geschieden und hat zwei erwachsene Kinder. Seit diesem Sommer hat sie keine ihrer Freundinnen oder Sean wiedergesehen. Doch nun ist sie bereit sich ihrer Geschichte zu stellen, die an dem besagten Abend ihren Anfang genommen hat.

Julia Holbes Debütroman handelt einerseits von der Zerbrechlichkeit, jedoch andererseits von dem starken Band der Freundschaft. Obwohl Elsa, Fanny und Marie Jahrzehnte keinen Kontakt zueinander haben, knüpfen sie fast nahtlos an ihre früher Verbindung an. Da sie sich durch Zufall wiedergefunden haben, wollen sie endlich mit der Vergangenheit aufräumen, um sich nicht wieder zu verlieren. In einer sehr poetischen Sprache erzählt die Autorin abwechseln von dem vergangenen Sommer, der alles veränderte, und der Gegenwart, in der sich die Freundinnen jetzt befinden. Wir lernen die Charaktere in ihrer Jugend kennen, in der sie glaubten, alle Zeit der Welt zu haben. Dem gegenüber stehen die gleichen Figuren nur in der Mitte ihres Lebens, in der sie ihre jugendliche Leichtigkeit abgestreift haben. In dem Roman steckt viel Lebenserkenntnis, in der man sich selbst wieder findet. Den Moment zu nutzen und es nicht auf später zu verschieben, ist eine wichtige Botschaft, die der Roman uns mit auf den Weg gibt. Nicht immer hat man die Chance, unausgesprochen Worte irgendwann doch noch zu sagen.

Obwohl die Geschichte hoffnungsvoll endet, hat der Roman mich in melancholischer, vielleicht auch etwas wehmütiger Stimmung zurückgelassen. Auf jeden Fall hat er mich zum Nachdenken gebracht. Die Geschichte dieses letzten gemeinsamen Sommers und des Wiederauflebens ihrer Freundschaft ist anrührend. Ein besonderer Roman, perfekt für laue Sommernächte.