Rezension

Ein Roman wie eine Symphonie

Was man von hier aus sehen kann - Mariana Leky

Was man von hier aus sehen kann
von Mariana Leky

 

„Eine herrliche Symphonie aus Grün, Blau und Gold“   -   so erscheint den Bewohnern dieses  kleinen Dorfes im Westerwald ihre Heimat: Tannen, Getreideähren und der Himmel, der sich darüber spannt. Schlicht und gleichzeitig einzigartig wie der Blick von der Uhlheck am Rande des Waldes scheint auch das Leben der Dorfbewohner zu verlaufen. Im Mittelpunkt steht Luise, welche die kleinen und großen Ereignisse im Dorf aus ihrer ganz persönlichen Sicht schildert und kommentiert. Ihre wichtigsten Beziehungspersonen sind ihre Großmutter Selma und der Optiker des Dorfes, die seit Luises frühester Kindheit für sie da waren, in ihren Augen gewissermaßen die Welt erfunden haben, und ihr Schulfreund Martin. Liebe, Verständnis und Freundschaft prägen Luises Kindheit und ihre Entwicklung zur jungen Frau, aber auch Aberglaube, Enttäuschung und Trauer begleiten sie. Luises Großmutter Selma wird die Gabe des Wahrträumens nachgesagt: wenn sie von einem Okapi träumt, stirbt ein Bewohner der kleinen Dorfgemeinschaft. Als Luise zehn Jahre alt ist, erscheint Selma im Traum wieder ein Okapi…

Mit bezaubernder Leichtigkeit, gewürzt mit einer Prise Humor, erzählt Mariana Leky von diesem Mikrokosmos. Dorfgeschehnisse, Eigenarten der Einwohner und ihr Alltagsleben fügt sie kunstvoll zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen. Man spürt die Wärme und Anteilnahme der Autorin, die Feinfühligkeit in ihren Schilderungen der einzelnen Dorfbewohner, ihrer Eigenschaften und Gewohnheiten. Trotz all ihrer unterschiedlichen Stärken, Schwächen und Probleme zeigen sie dennoch eine echte Verbundenheit und Solidarität. Leky gelingt es mit detaillierten Beschreibungen und genauer Beobachtung meisterhaft, diese kleine Dorfgemeinschaft vor unseren Augen lebendig werden zu lassen: ein Zusammenspiel diverser Charaktere, die sich zu einer Einheit, einer „Symphonie“ zusammenfinden.

Das Buch erzählt nicht von Menschen oder Ereignissen, die die Welt verändern. Doch es sind gerade die alltäglichen, scheinbar unbedeutenden Dinge, die das Leben von Menschen nachhaltig bestimmen. „Was man von hier aus sehen kann“ : ein Roman, der tief berührt und lange nachhallt.

Kommentare

Fasersprosse kommentierte am 06. Juli 2017 um 13:51

Das Buch habe ich auch gerade beendet und bin ebenso fasziniert wie du. Deine Rezension finde ich großartig.